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Kreml-Minister Lawrow deutet offenbar russische Sommeroffensive auf Charkiw an

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Wie geht es weiter im Ukrainekrieg? Derzeit gibt es vor allem Drohnenangriffe von beiden Seiten ohne große Gebietsgewinne oder -verluste.

Aus Moskau kommen nun erneut deutliche Aussagen zum eigenen Herrschaftsanspruch. Unklar sei höchstens die Zukunft der Westukraine, sagte der russische Außenminister Sergej Lawrow mehreren russischen Staatssendern am Freitag. Ansonsten werde es eine Ukraine geben, »die wahrhaft russisch ist, die Teil der russischen Welt sein will, die Russisch sprechen will und ihre Kinder erzieht«. Etwas anderes stehe gar nicht zur Debatte.

Wie andere Moskauer Vertreter sprach Lawrow davon, dass Russland zu Gesprächen mit der Ukraine bereit sei. Er nannte aber Bedingungen. Eine Feuerpause während möglicher Verhandlungen werde es nicht geben. Gespräche mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj seien sinnlos. Kiew müsse von dessen Friedensformel abrücken, die unter anderem einen Abzug russischer Truppen und die Verfolgung von Kriegsverbrechen vorsieht.

Mit seinen Aussagen erteilte Lawrow erneut einer für Mitte Juni in der Schweiz geplanten Friedenskonferenz eine Absage. Lawrow warf der Schweiz vor, sie sei nicht neutral, sondern feindlich, weil sie Sanktionen gegen Russland mittrage.

Nach anfänglichen Rückschlägen im Ukrainekrieg haben die Kremltruppen die Oberhand zurückgewonnen. Und damit folgen offenbar neue Pläne, wie das Institute for the Study of War (ISW)  analysiert. Demnach deutete Lawrow in dem Interview zudem das Ziel an, die Stadt Charkiw in einer bedeutenden Offensive einzunehmen. Zuvor waren in Kiew Sorgen vor einer solchen russischen Offensive im Sommer laut geworden.

Charkiw als entmilitarisierte »Schutzzone«?

Wörtlich sagte Lawrow, dass Charkiw eine »wichtige Rolle« im Plan von Kremlchef Wladimir Putin spiele, eine entmilitarisierte »Schutzzone« in der Ukraine zu errichten. Dadurch sollten russische Grenzsiedlungen vor ukrainischen Angriffen geschützt werden. Seit Monaten häufen sich Berichte über ukrainische Drohnenangriffe auf die russische Grenzregion Belgorod. Putin habe laut Lawrow deutlich gemacht, dass man die Frontlinie weit genug in die Ukraine hineindrücken müsse. Laut Lawrow ist damit das Gebiet Charkiw gemeint.

Laut dem ISW deuten die Äußerungen von Lawrow darauf hin, dass der Kreml den Plan einer sich ständig verschiebenden entmilitarisierten »Schutzzone« verfolgt, um immer weitere russische Offensivoperationen in die Ukraine hinein zu rechtfertigen.

Den Militäranalysten zufolge ist die militärische Unterstützung der USA von entscheidender Bedeutung, um sich gegen eine russische Sommeroffensive auf Charkiw verteidigen zu können. Der US-Kongress hatte monatelang um neue Milliardenhilfen für Kiew gerungen, am Samstag schaffte es das Gesetz nun durch das Repräsentantenhaus . Das neue Hilfspaket für Kiew beläuft sich auf insgesamt 60 Milliarden Dollar. Die ersten Lieferungen im Rahmen des neuen Pakets könnten binnen weniger Tage erfolgen, hieß es aus dem Pentagon.

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