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Insolvenz bei Stute in Paderborn: Mitarbeiter sehen nach der Versammlung positive Signale

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Paderborn. Einigen Mitarbeitern am Tor 3 des Unternehmens Stute in Paderborn ist die Zuversicht anzumerken. Einen Tag nach der Mitteilung, dass die Gruppe für drei Gesellschaften Insolvenz in Eigenverwaltung anmelden muss, gab es am Donnerstag, 18. April, weitere Informationen. Zu einer Versammlung hatte die Geschäftsführung eingeladen. Trotz der aktuellen Krise sahen Mitarbeiter danach positive Signale.

Paderborner Stute-Mitarbeiter geben sich optimistisch

„Das ist keine Abwicklung sondern eine geplante Restrukturierung", sagte ein Mitarbeiter als Fazit nach der etwa 50-minütigen Versammlung auf dem Stute-Gelände. Seit etwa zehn Jahren ist er als technischer Angestellter bei Stute tätig. Seinen Namen nannte er auf Nachfrage nicht.

Etwa 400 Personen hätten an der Versammlung teilgenommen. Anschließend standen einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter noch eine Weile am Tor 3 und tauschten sich aus. Etwa 700 Mitarbeiter soll es bei Stute geben.

Am Mittwoch habe Christian Stute die Belegschaft über die geplanten Insolvenzen informiert. Am Donnerstag hätten an der Versammlung Vertreter der Geschäftsführung sowie der externen Beratungsfirma RSM Ebner Stolz und des zuständigen Gerichts teilgenommen. Zudem habe ein Anwalt zum Thema Lohnfortzahlung gesprochen.

Das sind die betroffenen Stute-Gesellschaften

Klar scheint nun auch, welche drei Gesellschaften von der Insolvenz betroffen sind. Dazu nannte der Mitarbeiter die Stute Nahrungsmittelwerke GmbH & Co. KG, die Paderborner Kühlhaus GmbH & Co. KG sowie die K-S-K Technische Betriebswerkstätten GmbH & Co. KG.

Bereits am Mittwoch hatte Thorsten Kleile, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) für die Region OWL, auf „NW"-Nachfrage diese drei Gesellschaften ins Spiel gebracht.

„Wichtig ist, dass es weiterzugehen scheint", sagte der Mitarbeiter. Dennoch verwies auch er auf Probleme der Vergangenheit. So habe sich das Stute-Sortiment, das auch in den Märkten der Discounterkette Aldi Nord angeboten wird, verkleinert. „Früher haben wir Säfte und Schorlen für Aldi produziert. Aber Mitbewerber haben die Preise unterboten", sagte der Mitarbeiter. In der Folge seien Produktionsstätten nicht voll ausgelastet gewesen, habe es zuletzt Kurzarbeit gegeben.

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Allerdings habe der Mitarbeiter erfahren, dass Aldi Nord nach der Mitteilung über die Insolvenzen der drei Gesellschaften den Kontakt zu Stute aufgenommen habe. Gespräche seien aktuell geplant. Auch darüber freute er sich.

Die grundsätzlich positiv stimmenden Informationen bestätigte ein weiterer Mitarbeiter, der ebenfalls seinen Namen nicht nennen wollte. „Die Löhne werden weitergezahlt", sagte der Maschinenbediener.

Stute-Betriebsrat äußert sich später

An der Versammlung nahmen auch der Betriebsratsvorsitzende Rüdiger Guse und Talitha Quante, Gewerkschaftssekretärin der NGG, teil. Anschließend wollte Guse keine Fragen der Presse beantworten. Frühestens in der kommenden Woche werde sich der Betriebsrat gemeinsam mit der NGG zur Sachlage bei Stute äußern. Vermutlich ebenso zur Frage, ob auch sie positive Signale sehen oder Kritik äußern.

Keine Antwort der Stute-Gruppe

Auf eine telefonische Anfrage der „NW" zu den Berichten der Mitarbeiter verwies die Stute-Zentrale an Jan Hendrik Groß. Der Rechtsanwalt der Beratungsfirma RSM Ebner Stolz, Standort Köln, ist der Generalbevollmächtigte in den aktuellen Insolvenzverfahren. Groß ließ Anfragen per Telefon und E-Mail bis zum Redaktionsschluss am Donnerstagabend unbeantwortet.

So reagiert Aldi Nord

Als Abnehmer für Stute-Waren äußerte sich dagegen die Discounterkette Aldi Nord auf Nachfrage. Bereits seit Jahrzehnten bestehe eine Verbindung zum Geschäftspartner Stute. Das bestätigte Florian Scholbeck, Unternehmenssprecher von Aldi Nord, vor der Versammlung.

Aktuell biete Aldi Nord Konfitüren aus Paderborner Produktion an. In der Vergangenheit seien es auch andere Produkte wie Säfte gewesen.

Auch Aldi Nord habe am Mittwoch von der angekündigten Insolvenz in Eigenverwaltung für drei Stute-Gesellschaften Kenntnis genommen. „Wir beobachten dies", sagte Scholbeck.

Zugleich verwies er auf „laufende Verträge" und darauf, dass Aldi Nord weiterhin Stute-Konfitüren wie vereinbart abnehmen werde. Zugleich sei Stute einer von vielen Anbietern auf dem Markt.

Dass Stute seine Konfitüren übrigens nicht auch bei Aldi Süd anbiete, habe aus Sicht von Scholbeck einen einfachen Grund: die Gläser und deren Gewicht. Die Gläser nach Süddeutschland zu transportieren, mache auch in Bezug auf die Kosten wenig Sinn, gerade weil es viel Konkurrenz auch im Süden gebe.

Paderborner Bürgermeister sagt Unterstützung zu

Auf ein Gelingen der „nachhaltigen Sanierung der Stute-Unternehmensgruppe" hofft unterdessen Bürgermeister Michael Dreier. „Ein erfolgreicher Restrukturierungsprozess eröffnet die Möglichkeiten, das Unternehmen in einem wettbewerbsintensiven Markt zukunftsfähig auszurichten. Als Paderborner Unternehmen mit langer Geschichte ist es ein wichtiger Arbeitgeber mit einer Vielzahl von Arbeitsplätzen in unserer Stadt", ließ Dreier mitteilen. Die Stadt werde den Prozess im Rahmen kommunaler Möglichkeiten begleiten.

IHK sieht Chance in der Insolvenz

Auch aus Sicht der Industrie- und Handelskammer (IHK) Ostwestfalen habe die Stute-Gruppe „eine große Bedeutung". Das sagte Jürgen Behlke, Geschäftsführer und Leiter der IHK-Zweigstelle Paderborn und Höxter. Behlke: „Stute ist ein großer Arbeitgeber und eines der großen Unternehmen in der Region."

Die Insolvenzen in Eigenverwaltung der drei betroffenen Stute-Gesellschaften sah Belhke aber auch als Chance. Denn das gewählte Verfahren zeige, dass das Unternehmen „frühzeitig" handele. Behlke: „Es nutzt alle Mechanismen, die zur Verfügung stehen."

Diese Mechanismen gebe es bei einer drohenden Zahlungsunfähigkeit nicht in dieser Form. „Nun kommt es aber darauf an, wieder die schwarze Null zu erreichen", sagte Behlke.

Zudem verwies er auf eine gestiegene Zahl an Insolvenzen deutschlandweit. So seien im März 2024 die beantragten Regelinsolvenzen um 12,3 Prozent im Vergleich zum März 2023 angestiegen.

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