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Psychologie: Fühlen sich Menschen sicherer, wenn mehr Polizisten auf Streifen gehen? - WELT

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Veröffentlicht am 23.04.2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Wenn mehr Polizisten unterwegs sind, stärkt das nicht das Gefühl von Sicherheit

Quelle: Andreas Arnold/dpa/picture alliance

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Das Ergebnis einer Studie deutscher Kriminologen überrascht: Mehr Polizeipräsenz vermittelt Menschen nicht unbedingt das Gefühl von Sicherheit - ganz im Gegenteil. Sie nehmen Gefahren und Probleme sogar stärker wahr.

Die Wahrnehmung von Polizeipräsenz kann zu einem größeren Unsicherheitsgefühl bei Menschen führen, selbst wenn sie sich vorher diese Maßnahme gewünscht haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie, in der am Beispiel der Stadt Kassel untersucht wurde, wie Polizeipräsenz das Sicherheitsgefühl und die Kriminalitätslage beeinflusst.

„Mehr Polizeipräsenz führt demnach zu mehr Unsicherheitsgefühl bei den Menschen", sagte der Projektleiter und Kriminologe Tim Pfeiffer von der Justus-Liebig-Universität in Gießen (JLU) bei der Präsentation der Studienergebnisse am Montag in Kassel. Die Professur für Kriminologie an der JLU hat die Untersuchung in Kooperation mit dem Polizeipräsidium Nordhessen und der Stadt Kassel durchgeführt.

Sähen Menschen beim Blick aus dem Wohnungsfenster häufiger die Polizei, könne sich das negativ auf das Sicherheitsgefühl auswirken, erläuterte Pfeiffer. „Es scheint die Meinung vorzuherrschen: Wo Polizei ist, da passiert auch was." Das sei paradox, wünschten sich doch bei internationalen Befragungen knapp zwei Drittel der Teilnehmer mehr Polizeipräsenz, um die Sicherheit in ihrer Stadt zu verbessern.

Erwünscht, aber nicht willkommen

Zu der untersuchten Frage, ob die Präsenz auch die gewünschte Wirkung habe, gäbe es bislang kaum aussagekräftige wissenschaftliche Untersuchungen, erklärte Pfeiffer. Das Feldexperiment in Kassel sei das Erste seiner Art bundesweit. Die signifikanten Resultate ließen sich auf die gesamte Bundesrepublik übertragen.

Im Rahmen des Experiments in der nordhessischen Stadt gaben laut Pfeiffer in den Jahren 2022 und 2023 zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger in zwei Befragungen Auskunft über ihr Sicherheitsgefühl. Ohne ihr Wissen fand in den zwölf Monaten zwischen den Befragungen in ebenfalls zufällig ausgewählten Bereichen der Stadt eine gezielte Verstärkung der Streifentätigkeit statt.

In den Wohngegenden waren dann mehr uniformierte Polizistinnen und Polizisten als Fußstreifen unterwegs: zwei- bis dreimal wöchentlich jeweils zu zweit, durchschnittlich 13 Minuten. Der Funkwagen war währenddessen geparkt. In Kontrollgruppen gab es keine Veränderung der Polizeipräsenz.

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Die Befragung habe ergeben, dass das Unsicherheitsgefühl der Menschen mit erhöhter Polizeipräsenz in ihrer Wohngegend signifikant zugenommen habe, sagte Pfeiffer. Zudem nahm die Wahrnehmung von Drogenabhängigen, Betrunkenen und Lärmbelästigungen als Problem in der Wohngegend anders als in den Kontrollgruppen zu.

Pfeiffer sprach vor dem Hintergrund der Ergebnisse von einem Präsenzparadoxon: „Stellen Sie sich vor, das Sicherheitsgefühl nimmt ab, die Bevölkerung wünscht sich mehr Polizei. Sie setzen mehr Polizei ein. Die Bevölkerung fühlt sich unsicher, nimmt verstärkt Probleme wahr und wünscht sich deswegen Polizei, damit die diese Probleme löst." Das sei ein Teufelskreis.

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Das Experiment zeige aber nicht, dass Polizeipräsenz nicht gebraucht werde, sagte Pfeifer: „Das wäre ein Fehlschluss." Sie sei in bestimmten Situationen sehr vielversprechend und da müsse sie zum Einsatz kommen. „Wo genau, dafür braucht es weitere Forschung", so der Kriminologe.

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