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Warenhaus-Kette insolvent: Liste zu möglichen Galeria-Schließungen wirft Fragen auf - steht Karstadt in Saarbrücken auf der Kippe?

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Erleichterung in der Landeshauptstadt: Galeria Karstadt in Saarbrücken wird nicht schließen

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Erleichterung in der Landeshauptstadt: Galeria Karstadt in Saarbrücken wird nicht schließen

Warenhaus-Kette insolvent Liste zu möglichen Galeria-Schließungen wirft Fragen auf - steht Karstadt in Saarbrücken auf der Kippe?

Saarbrücken/Essen · Bis Ende April soll klar sein, wie viele der 92 Galeria-Filialen erhalten bleiben. Die ersten Standorte sollen feststehen, denen das Aus droht. Was das für Saarbrücken bedeuten könnte - die Details.

Karstadt in Saarbrücken: Steht das Warenhaus auf der Kippe?

Foto: BeckerBredel

Erst weniger Insolvenzgeld für die Galeria-Beschäftigten. Dann die Rückkehr eines Investors, der bereits an der Sanierung von Kaufhof gescheitert war. Zwischendurch ein Brief der Warenhaus-Geschäftsführung an die Mitarbeiter, in dem sie erneut auf drastische Einschnitte eingeschworen werden: Filialschließungen und Jobverlust seien unausweichlich. Und jetzt sorgt ein Medienbericht für weitere Verunsicherung in Saarbrücken.

16 Galeria-Warenhäuser stehen nach Medienberichten auf der Kippe

Demzufolge werden 16 Warenhäuser genannt, denen am Ende der Sanierung des insolventen Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof das Aus drohen soll. Darüber berichten sowohl die Tageszeitung Welt als auch das Branchenblatt Business-Insider. Darin publizieren Journalisten jene Städte, in denen Galeria schließen wird. Das hänge maßgeblich mit den Besitzern der Immobilien zusammen, in denen Karstadt und Kaufhof residieren.

Schon seit Jahrzehnten immer wieder in der Schieflage: Hier warben Mitarbeiter bei Karstadt in Saarbrücken bereits 2009 mit Plakaten im Geschäft für den Erhalt ihres Warenhauses.

Foto: BeckerBredel/bub

Um jedes Haus wird offensichtlich separat verhandelt, ob es weitergeführt oder geschlossen wird. Ausschlaggebend sei in jedem Fall, wie rentabel es wirtschaftet. Dies hängt maßgeblich vielerorts am Mietzins. Hier war zuletzt immer wieder von überzogenen Forderungen der Mieter in mehreren Städten die Rede, die weit über den ortsüblichen Standards liegen sollen. Sie machten wie beispielsweise im ehemaligen Kölner Kaufhof-Stammhaus an die 30 Prozent des Umsatzes aus. Dies zehre die Gewinnmarge auf. Ein profitables Geschäft sei so nicht möglich.

Wie Signa-Gründer René Benko Miete von seiner Warenhaus-Kette Galeria eintrieb

Rückblick: Für die SZ-Serie „Meine Firma" posierte 2006 der damalige Karstadt-Filialgeschäftsführer Lothar Schmidt vor seinem Haus in Saarbrücken.

Foto: Iris Maurer

Besonders brisant: das Geschäftsmodell des bisherigen Eigners René Benko. Zur Vorgeschichte: Der Österreicher hatte beide Marken Karstadt und Kaufhof unter dem gemeinsamen Dach Galeria vereint. Diese Gesellschaft wiederum gehörte bislang zu seiner Signa-Gruppe. Während Benko das eigentliche Warenhaus-Geschäft von den Galeria-Häusern trennte und letztes als Signa-Immobilie vermarktete, wurde Galeria zum Mieter bei seinem Besitzer.

Damit der Marktwert der Gebäude stieg, kletterte der Mietzins. Branchenkenner, die dieses Geschäftsmodell kritisieren, postulierten: Benko zocke so Galeria ab, um sein eigentliches Interesse an der Immobilienbranche zu verfolgen. Investitionen in den von Galeria Karstadt Kaufhof genutzten Häusern sollen meist ausgeblieben sein. Gleichzeitig rutschten dadurch viele Filialen in die Verlustzone - wie seit Herbst auch Benkos Signa-Imperium. Zahlreiche Firmen dieses fast undurchschaubaren Unternehmensgeflechts gerieten in Insolvenz, letztlich auch der einstige Goldjunge Benko. Am 9. Januar folgte Galeria.

Karstadt in Saarbrücken ist ebenfalls Mieter

Historische Aufnahme von 2004 auf das Karstadt-Gebäude in der Saarbrücker Innenstadt.

Foto: Becker & Bredel

Karstadt in Saarbrücken ist ebenfalls Mieter. Allerdings handelt es sich hier nach SZ-Recherchen nicht um eine Immobilie der Signa-Gruppe. Vielmehr ist die Highstreet-Holding Eigentümer. An ihr soll unter anderem die Deutsche Bank beteiligt sein.

Nach bisherigen Informationen sollen die Geschäfte in der saarländischen Landeshauptstadt zufriedenstellend laufen. Doch wie hoch der Mietzins ist und dieser sich auf den Geschäftsgewinn auswirkt, ist unklar. Bereits bei früheren Krisen soll Highstreet auf Mieteinnahmen verzichtet haben, um das Kaufhaus zu retten.

Karstadt-Betriebsrat in Saarbrücken schweigt zur Entwicklung

58 Bilder

Karstadt und Kaufhof im Saarland

58 Bilder

Foto: Matthias Zimmermann (hgn)

Die SZ-Redaktion hatte auch den Saarbrücker Karstadt-Betriebsratsvorsitzenden Andreas Lallemand mehrfach um eine Einschätzung der Lage angefragt. Bislang reagierte er aber nicht darauf. Nach dem Bericht der Zeitung Welt sollen folgende Standorte in Gefahr sein:

  • Aachen
  • Aschaffenburg
  • Bonn
  • Düsseldorf
  • Freiburg
  • Hannover
  • Heilbronn
  • Köln
  • Mannheim
  • München
  • Münster
  • Saarbrücken
  • Stuttgart
  • Trier
  • Ulm
  • Würzburg

Saarbrücken steht zwar auch auf der Liste. Allerdings könnte es sich dabei um das bereits im Sommer 2023 geschlossene Kaufhof-Gebäude handeln. Der Bericht bezieht sich explizit auf Signa-Immobilien. Und zu dem gehört das seitdem in der Bahnhofstraße leer stehende Geschäftshaus, nicht aber Karstadt.

Ehemaliger Kaufhof-Chef soll jetzt Galeria-Zukunft managen

Jetzt soll der Verkauf an zwei Investoren aus den USA und aus Deutschland die strauchelnde Kette retten. Richard Baker war bereits fünf Jahre Chef bei der einst selbstständigen Kaufhof-AG und damit gescheitert. Auch Bernd Beetz, heute als Präsident des Fußball-Drittligisten Waldhof Mannheim bekannt, führte dort schon einmal die Geschäfte. Gemeinsam wollen sie mindestens 70 der 92 Häuser retten. Noch arbeiten knapp 13 000 Menschen für Galeria. Allein 900 von ihnen sitzen in der Essener Filiale. Hier steht rund die Hälfte der Arbeitsplätze auf dem Spiel.

Ende Mai hat die Gläubigerversammlung das letzte Wort. Sie entscheidet über den Sanierungsplan von Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus. Und damit über den Verkauf an die zwei Geschäftsmänner. Bis Ende April, also schon einen Monat vorher, sollen die Ergebnisse mit den Vermietern stehen, ob sie an den kritisierten Standorten auf Mieteinnahmen verzichten und damit den neuen Investoren in spe entgegenkommen.

  • Saarbrücken

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