Rettung für den Verbrenner? In Neunheim tankt man bereits KlimaDiesel

Hohe Investition für die Tankstellenerweiterung

Tobias Kling hat eine beträchtliche Summe investiert, um seine Tankstelle zu erweitern und auf die neuen Kraftstoffe auszurichten. "Wir fahren bereits seit über einem Jahr mit HVO, seit Jahresbeginn mit der kompletten Fahrzeugflotte und die Erfahrungen sind rundum positiv."

Die Vorteile sind gar nicht nur der um bis zu 90 Prozent reduzierte CO₂-Ausstoß, obwohl das natürlich für viele gewerbliche Kunden das entscheidende Argument ist. Mit KlimaDiesel kann man Transport und Logistik deutlich klimafreundlicher gestalten, ohne die Fahrzeuge austauschen zu müssen.

"Wir haben einige Speditionen und Busunternehmen auch aus weiterer Umgebung, die bei uns ihre Fahrzeuge mit HVO betanken. Die CO₂-Einsparung, die sie so erzielen, wird von uns errechnet und bestätigt", sagt Kling. Er schätzt allerdings noch weitere Vorteile des neuen Kraftstoffs: HVO verbrennt sauberer als herkömmlicher Diesel, stößt weniger Stickoxide und Feinstaub aus. Zudem ist HVO im Vergleich zu erdölbasierten Kraftstoffen einer reduzierten Wassergefährdungsklasse zugeordnet, was Transport und Lagerung erleichtert.

HVO: winterfest und länger lagerbar

HVO ist winterfest und deutlich länger lagerbar als herkömmlicher Diesel. HVO kann mit Diesel gemischt und in allen Dieselmotoren ohne vorherige Umrüstung verbrannt werden. Für Tobias Kling sind das die entscheidenden Argumente für den synthetischen Kraftstoff. Beim Fahren merke man praktisch keinen Unterschied, je nach Fahrweise könne der Verbrauch leicht ansteigen oder sogar sinken.

Kling verkauft an seiner Tankstelle HVO genauso wie herkömmlichen Diesel: am Donnerstagmittag sind es 1,79 Euro pro Liter, obwohl HVO im Einkauf noch um rund 10 Cent teurer ist. Allerdings kann sich das schnell ändern, etwa wenn die Krise in Nahost wieder einmal die Rohölmärkte in Aufregung versetzt und die Weltmarktpreise befeuert.

HVO ist unabhängig vom Rohölpreis und kann so schnell attraktiver sein, was in der Vergangenheit bereits an mehreren Tagen der Fall war. Zudem hat die Bundesregierung beschlossen, die CO₂-Steuer auf KlimaDiesel zu streichen, was diesen Kraftstoff auf einen Schlag deutlich günstiger machen wird.

Deutschland hat genug Rohstoffe

Und wie ist es mit dem Rohstoff? Gibt es genug Speisefett und andere erneuerbare und nachhaltige Quellen, um einen steigenden Bedarf zu decken? Kling ist zuversichtlich: "Aktuell ist in Deutschland genug Rohstoff da, Lager- und Produktionskapazitäten werden aufgebaut, da die Entwicklung weiter geht."

Er glaubt, dass HVO und eFuels, die aus Wasserstoff hergestellt werden, die Zukunft der Mobilität wesentlich mitbestimmen werden. Und nicht nur das, Kling handelt auch mit Heizstoffen und sieht auch Vorteile im Gebäudesektor: "Mit KlimaDiesel beziehungsweise Klimaheizöl kann ich auch eine Ölheizung betreiben, wo elektrische Heiztechnik nicht möglich oder sinnvoll ist."

Für manche Tankstellenbetreiber dürfte es schwer werden, das neue Angebot an klimafreundlichen Treibstoffen anzubieten. Wer zum Beispiel, wie viele aktuelle Tankstellen, nur drei oder vier Tanks im Boden hat, muss sich genau überlegen, welchen Kraftstoff er einfüllt und welchen nicht.

Bei Kling sind aktuell drei Sorten Benzin (E5, E10, Super Plus E0), vier Sorten Diesel (Diesel, PremiumDiesel B0 biofrei, KlimaDiesel 20, KlimaDiesel90), Adblue und Flüssiggas zu haben. Wasserstoff soll bald noch dazukommen.