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Irans Druckmittel: Sperrung der Straße von Hormus kann „wirtschaftliche Katastrophe" auslösen

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Stand: 25.04.2024, 18:00 Uhr

Von: Amy Walker

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Der Konflikt zwischen Israel und dem Iran droht zu eskalieren. Die Ölpreise legen nach dem Angriff Israels deutlich zu. Die große Frage der nächsten Tage wird sein: Was passiert in der Straße von Hormus?

Tel Aviv/Teheran - Die weltweiten Energiemärkte blicken in diesen Tagen mit großer Sorge gen Nahen Osten. Nachdem Israel seinen Vergeltungsschlag gegen den Iran ausgeführt hat, bleibt offen, was der Iran als Nächstes tun wird. Extrem wichtig für die Weltwirtschaft ist dabei die Straße von Hormus, durch die 21 Prozent des weltweiten Rohöls passieren muss. Sollte der Iran entscheiden, den Schiffsverkehr hier zu stören oder gar gänzlich zu stoppen, könnte das eine weltweite Krise auslösen.

Nach Israels Angriff auf Isfahan: Kosten für den Öl-Handel werden steigen - alle Augen auf Reaktion des Iran

Über dieses Szenario spekulieren seit Tagen Experten und Expertinnen weltweit. In einem Artikel der US-amerikanischen Denkfabrik The Atlantic Council schreibt der Energieökonom David L. Goldwyn, dass er „mindestens" einen deutlichen Sprung bei den Transportkosten für Öl und Gas erwartet, da die Reedereien das neue Risiko auf den Schiffsrouten kompensieren müssen.

Das Worst-Case-Szenario nach Israels Angriff auf Isfahan wäre jedoch, wenn der Iran die Straße von Hormus schließt. Durch diese Meerenge müssen alle Handelsschiffe fahren, die in den Persischen Golf ein- oder ausfahren wollen. Das betrifft 21 Prozent des weltweiten Öl- und Gashandels. Am heftigsten wäre Asien betroffen, da diese Länder 80 Prozent ihres Öls aus genau dieser Region beziehen.

Der Persische Golf, die Straße von Hormus und der Golf von Oman in einer, von der NASA zur Verfügung gestellten, Satellitenaufnahme. © -/The Visible Earth/NASA/dpa

Ob eine Schließung der Straße von Hormus nach dem Angriff Israels auf den Iran wahrscheinlich ist, ist schwer abzuschätzen. Denn auch der Iran selbst muss sein eigenes Öl durch diese Straße schleusen, und ist von den Einnahmen aus dem Ölhandel abhängig. Sollten die USA und ihre Verbündeten jedoch beschließen, das iranische Öl stärker zu sanktionieren als bisher, dann hätte Teheran nichts mehr zu verlieren. Werden neue Öl-Sanktionen nicht erlassen, dann wird der Iran seine wichtigste Einnahmequelle nicht selbst beschneiden.

Gleichzeitig wollen die westlichen Verbündeten eigentlich natürlich genau diese Einnahmequelle, die Teheran zur Finanzierung von Terrorgruppen wie der Hamas und die Hisbollah nutzt, beschränken. Ein Balanceakt, also.

Iran kann nach Israels Angriff Druck auf Nachbarländer ausüben, um Ölpreise zu treiben

Trotzdem kann der Iran dieses Druckmittel nutzen, um den Ölpreis in die Höhe schießen zu lassen. Es reicht dazu schon, vereinzelt Schiffe auf dem Weg durch die Straße von Hormus zu stoppen, wie Capital erläutert. Am Samstag (13. April) etwa hatten die iranischen Revolutionsgarden iranischen Staatsmedien zufolge dort ein Containerschiff „mit Verbindungen" nach Israel beschlagnahmt.

Der Ölmarktexperte Kamel al-Harami in Dubai wies gegenüber der Nachrichtenagentur AFP auf eine weitere mögliche Strategie des Iran hin. So könnte das Mullah-Regime auch Druck auf Länder wie Irak ausüben, damit diese die eigenen Öl-Lieferungen reduzieren. Auch damit könnte Teheran den Ölpreis treiben und somit Druck auf den Westen ausüben.

Im Falle einer weiteren Eskalation könnte der Ölpreis dreistellig werden, der Ökonom Folkver Hellmeyer spricht bei ntv gar von 150 Dollar pro Fass. Zum Vergleich: aktuell schwankt der Ölpreis zwischen 80 und 90 Dollar pro Fass. Direkt nach dem Angriff Israels auf den Iran schossen die Ölpreise sogar kurzzeitig über die 90-Dollar-Marke.

„Wirtschaftliche Katastrophe" hängt vom Ölfluss durch den Persischen Golf ab

Seit November bereits greift bereits die islamistische Huthi-Miliz im Jemen Handelsschiffe im Roten Meer und im Golf von Aden an. Die Huthis sehen sich als Teil der gegen Israel gerichteten und vom Iran unterstützten „Achse des Widerstands", zu der neben der palästinensischen Hamas auch die Hisbollah-Miliz im Libanon gehört.

Analystin Ellen Wald, Autorin eines Buches über die Geschichte des saudiarabischen Ölriesen Aramco, erklärte, die Sorge vor eskalierenden Konflikten in Nahost könne die Ölpreise kurzfristig nach oben treiben. „Aber solange nicht etwas passiert, was den Ölfluss aus dem Persischen Golf für länger stoppt - und das ist sehr unwahrscheinlich -, wird es keine wirtschaftliche Katastrophe geben", zeigte auch sie sich optimistisch.

Mit Material von AFP

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