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Abstiegskampf-Fußball: 1. FC Köln verliert gegen SV Darmstadt 98

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Blanke Wut schlug den Köln-Spielern entgegen, als sie sich einige Minuten nach dem Abpfiff zu einem Besuch bei ihren zornigen Anhängern in der Südkurve aufrafften. „Wir haben die Schnauze voll!", brüllten die Fans, einige schwangen Fäuste durch die Luft. Die 0:2-Niederlage gegen Darmstadt 98 ist der emotionale Tiefpunkt einer bitteren Saison für alle Freunde des 1. FC Köln.

„Es ist legitim, dass da auch mal blödere Worte fallen", sagte der Verteidiger Timo Hübers am Ende dieses „Scheißnachmittags", an dem die Kölner die Chance verpasst haben, richtig nah heranzurücken an den VfL Bochum und zumindest für eine Nacht auch an Mainz 05. Das Szenario einer schwierigen Zukunft in der zweiten Liga wird immer konkreter, die Stimmung ist finster wie lange nicht in der Fußballstadt Köln, wo viele in dieser Woche ja auch noch unter den Feierlichkeiten beim deutschen Meister aus der Nachbarstadt Leverkusen zu leiden hatten.

Zumal nicht alleine das Ergebnis desillusionierend war, ebenso erschreckend ist die Leistung gegen den Tabellenletzten gewesen, der zuvor 22 Bundesligaspiele lang nicht gewonnen hatte. Das Spiel der Kölner habe „größtenteils kein Bundesliganiveau" erreicht, sagte Sport-Geschäftsführer Christian Keller nach dem Abpfiff mit versteinerter Miene.

Es war knochentrockener Abstiegskampffußball, den die beiden Teams den 50.000 Zuschauern im wie immer stimmungsvollen Müngersdorfer Stadion boten. Strukturierte Angriffe waren rar, viel zu viele Zuspiele waren fahrig, technisch unsauber und Räume, die sich für beide Teams boten, blieben viel zu häufig unbespielt. „Ungenau" und „verunsichert" habe der FC gespielt, sagte der Kapitän Florian Kainz.

Bereits am Ende der ersten Halbzeit pfiffen viele Leute und die Südkurve rief: „Wir wollen Euch kämpfen sehen!" Damit verfehlten die Anhänger aber den noch wichtigeren Punkt: Es mag zwar sein, dass kämpferisch ein paar Prozent mehr möglich gewesen wären, wirklich frappierend waren jedoch die fußballerischen Defizite in diesem niveauarmen Spiel. Den Darmstädtern mangelt es grundsätzlich an Qualität, das war bereits zu Saisonbeginn klar. Aber beim 1. FC Köln standen viele Spieler auf dem Platz, die in den beiden erfolgreichen Spielzeiten unter dem vormaligen Trainer Steffen Baumgart zwischen 2021 und 2023 noch ganz anders aufgetreten waren.

Die Entscheidung gegen Köln: Darmstadts Vilhelmsson trifft zum 2:0.dpa

Jan Thielmann, Florian Kainz, Eric Martel, Jeff Chabot oder Timo Hübers waren einmal sehr ordentliche Bundesligafußballer. Derzeit haben sie Mühe mit simplen Ballannahmen, mit einfachen Pässen über 20 Meter. Auch der ehemalige Nationalspieler Luca Waldschmidt hat sich diesem Niveau angepasst, und Max Finkgräfe, der zu Beginn der Rückrunde stark spielte, scheint all sein Selbstvertrauen verloren zu haben. „Es ist nicht unbedingt leistungsfördernd, wenn du etwas zu verlieren hast", sagte Hübers, offenbar haben die Kölner große Probleme eine konstruktive innere Haltung zu diesem Abstiegskampf zu finden.

Der gefährlichste Kölner war Faride Alidou, dessen Spiel zwar unorthodox wirkte, der aber immerhin nach 18 Minuten mit einem guten Schuss aus der Drehung den Pfosten traf (18.). Das sollte die beste Kölner Möglichkeit des ganzen Spiels bleiben. Am Ende stand der bittere Befund, dass der FC gegen die mit Abstand schwächste Defensive der Liga (72 Gegentreffer) keine einzige klare Torchance hatte. „Dieser Sieg zeigt, dass wir ganz schöne Fortschritte gemacht haben in Sachen erwachsen Fußball spielen", sagte Darmstadts Christoph Klarer, der im Anschluss an eine Ecke das 0:1 geschossen hatte (57.).

Kurz vor dem Ende traf dann Oscar Vilhelmsson noch zum 0:2 (90.), schlagartig standen tausende Kölner auf und machten sich auf den Heimweg. Die Enttäuschung war gewaltig. Denn die drei Punkte im Duell gegen die schwächste Mannschaft der Liga waren fest eingeplant gewesen in der Rettungskalkulation. „Ich glaube, dass wir viel besser spielen können", sagte Kölns Trainer Timo Schultz, der überlegte ob eine „Scheiß-Egal-Stimmung" helfen könnte, den lähmenden Druck abzuschütteln.

Der Abstieg ist nun ein ganzes Stück wahrscheinlicher geworden. Zumal der Druck, der das Team an diesem Tag so lähmte, in der kommenden Woche im noch wichtigeren Spiel gegen den direkten Konkurrenten Mainz 05 eher größer werden dürfte. Schultz versuchte dennoch irgendwie optimistisch zu bleiben: „Es sind noch genug Punkte im Sack, um eine Mannschaft einzuholen", sagte er. Nach dieser Leistung ist jedoch schwer vorstellbar, wie es gelingen soll, an diese Punkte heranzukommen.

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