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München: Stadtrat beschließt Tempo 30 auf Mittlerem Ring - Umwelthilfe kündigt weitere Klage an

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Landshuter Allee

Tempo 30 auf Mittlerem Ring - jetzt droht neuer Ärger

Aktualisiert am 24.04.2024Lesedauer: 4 Min.

Ein Verkehrsschild weist auf eine Tempo-30-Zone hin. (Quelle: Daniel Karmann/dpa/Symbolbild/dpa)

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Wie kann die Luft am viel befahrenen Mittleren Ring in München besser werden? Die Stadt hat entschieden. Nun droht ein Nachspiel.

Eine Verschärfung des Fahrverbots für Diesel-Fahrzeuge in München zur Verbesserung der Luftqualität ist vom Tisch - aber nur vorerst. Der Stadtrat stimmte am Mittwoch stattdessen mit knapper Mehrheit für eine Tempo-30-Zone auf einem rund 2,5 Kilometer langen Abschnitt des viel befahrenen Mittleren Rings. Damit soll der Ausstoß des giftigen Abgases Stickstoffdioxid gesenkt werden, der an dieser Stelle der Landshuter Allee auch 2023 den Grenzwert überschritten hat.

Das Votum könnte juristische Auseinandersetzungen nach sich ziehen. Die Deutsche Umwelthilfe kündigte rechtliche Schritte an. Und auch für die rot-grüne Rathauskoalition ist die Entscheidung eine Belastungsprobe, hatte sich die SPD mit der CSU doch unter anderem gegen die Grünen durchgesetzt.

Grüne wären lieber Fahrverbot in der Innenstadt gefolgt

Die Grünen wären lieber dem Vorschlag der Umweltreferentin Christine Kugler gefolgt, das Fahrverbot in der Innenstadt einschließlich des Mittleren Rings auf Dieselautos mit der Abgasnorm 5 auszuweiten. Doch dafür gab es keine Mehrheit - obwohl Kugler und auch Mobilitätsreferent Georg Dunkel Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Tempolimits angemeldet hatten.

Dabei hatte auch ein Urteil des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofes vom März eine Rolle gespielt, in dem dieser die Verschärfung des Fahrverbots angemahnt hatte, das seit Februar 2023 nur für Autos mit der Abgasnorm 4 und schlechter gilt. Grund waren die Überschreitungen an der Landshuter Allee und einer anderen Hauptverkehrsstraße. Nun müssten schnelle Maßnahmen ergriffen werden, damit diese Grenzwerte signifikant unterschritten werden, urteilte das Gericht.

OB Reiter hält das Tempolimit nicht für rechtswdrig

Für die beiden Referenten, aber auch die Grünen und Parteien aus der Opposition stand danach fest: Die Stadt hatte eigentlich keine andere Wahl, als das Fahrverbot auszuweiten. Hier sei das Gericht eindeutig gewesen, sagte der Münchner Grünen-Chef Florian Roth. Die Einführung von Tempo 30 auf dem viel befahrenen Mittleren Ring hält er sogar für kontraproduktiv. Es werde Schleichverkehr durch Wohnviertel geben, zudem könne man auf der Landshuter Allee zur Hauptverkehrszeit bereits jetzt selten schneller als 30 Kilometer pro Stunde fahren. Der Effekt eines Tempolimits sei fraglich.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hält das Tempolimit nicht für rechtswidrig. Er werde aber auf dem kleinen Dienstweg die Regierung von Oberbayern um eine Einschätzung bitten. Zudem verwies er darauf, dass das Urteil des Verwaltungsgerichtshofes erst am 16. Mai rechtskräftig werden soll. Daher binde es den Stadtrat auch noch nicht. Zudem will die Stadt Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht erheben, da in dem Urteil die Revision ausgeschlossen wurde. Sollte die Nichtzulassungsbeschwerde abgewiesen werden, werde man sich erneut mit einem Fahrverbot befassen, sagte Reiter.

Rechtliche Überprüfung des Beschlusses gefordert

Womöglich droht ihm nun Zwist innerhalb der Stadtverwaltung. Denn nach Ansicht Kuglers könnte Tempo 30 auf dem Mittleren Ring gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen. So eine Maßnahme müsse begründet und geeignet sein. Dass das Tempolimit aber auf diesem Abschnitt für eine Luftreinhaltung sorgen werde, dafür gebe es keine Beweise.

Müssen wir uns dem Vollzug verweigern, weil wir eine rechtswidrige Maßnahme umsetzen müssen?

christine kugler, umweltreferentin

Kugler und ihr Kollege Dunkel forderten deshalb eine rechtliche Überprüfung des Beschlusses. "Es geht um die Frage: Müssen wir uns dem Vollzug verweigern, weil wir eine rechtswidrige Maßnahme umsetzen müssen?", sagte Kugler. Dunkel schloss sich ihr an: Um das Tempolimit anordnen zu können, brauche er einen Nachweis, dass es die gewünschte Verbesserung bringe. Sonst begebe man sich in riskantes Fahrwasser, da Rechtswidriges nicht angeordnet werden dürfe.

Täglich bis 120.000 Fahrzeuge auf dem Mittleren Ring

Verweise auf gute Erfahrungen der Stadt Berlin mit einem Tempolimit ließ Kugler nicht gelten. Hier handele es sich um Straßen mit rund 40 000 Fahrzeugen am Tag. Der Mittlere Ring sei dagegen eine wichtige Verkehrsverbindung mit täglich 110.000 bis 120.000 Fahrzeugen, darunter viel Schwerlastverkehr. Dort herrsche zu mehr als 60 Prozent ein Stop-and-go-Verkehr. Hier sei die Kapazitätsgrenze inzwischen erreicht.

Die SPD-Fraktionsvorsitzende Anne Hübner trat dagegen für Tempo 30 an. Ein flächendeckendes Fahrverbot für Diesel-5-Autos in der Umweltzone sei nur schwer zu überprüfen, argumentierte sie. Eine Kontrolle des Tempolimits sei dagegen einfach. Zudem verwies sie auf einen möglichen Ausweichverkehr, etwa im Süden der Stadt durch die Boschetsrieder Straße.

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