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Demütigung für Putin: Ukrainer versenken 111-jähriges Traditionsschiff auf der Krim

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Stand: 24.04.2024, 19:25 Uhr

Von: Michael Kister

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Das Bergungsschiff Kommuna, hier im Herbst 2020 im Hafen von Sewastopol, war das älteste Militärschiff, das noch Kampfeinsätze durchführte. © IMAGO / Pond5 Images

Die Kommuna ist das weltweit älteste Schiff, das an Kampfmissionen teilnimmt. Nun wurde sie wohl zum Opfer einer ukrainischen Antischiffsrakete.

Sewastopol - 111 Jahre, zwei Regierungssysteme - Zarentum und Sowjetunion - sowie zwei Weltkriege hat die Kommuna überlebt. Wladimir Putin und seine zaristisch-imperialistischen Großmachtphantasien konnte das Bergungsschiff allerdings nicht unversehrt überdauern. Die ukrainische Marine gab auf X (früher Twitter) bekannt, dass sie am 21. April mit der Kommuna das älteste Schiff der russischen Schwarzmeerflotte im aktiven Dienst getroffen habe. Die Natur des Schadens werde noch verifiziert.

Sie mag alt sein, doch keineswegs nutzlos. Tatsächlich ist sie das einzige russische Schiff im Schwarzen Meer, das bestimmte Fähigkeiten besitzt: Die Spezialität der Kommuna sind Arbeiten auf dem Meeresboden. Sie kann gesunkene U-Boote und Fracht heben und bergen. Über dem Hohlraum in der Mitte des Katamarans ist dafür eine massive Kranbrücke angebracht, die auf den beiden Rümpfen verankert ist.

Schlag für Russland: Ukraine schaltet wohl ältestes Militärschiff der Welt im aktiven Dienst aus

Der Mechanismus dient auch dazu, das Rettungs-U-Boot AS-28 der Priz-Klasse zu Wasser zu lassen, das die Kommuna mit sich führt. Nach Angaben des US-Militärs können diese Boote bis zu 1000 Meter tief tauchen. Ihre Aufgabe ist es, Seeleute aus gesunkenen U-Booten zu retten. Bei einer solchen Mission können sie maximal 20 Personen aufnehmen und haben bei voller Besetzung genug Sauerstoff für zehn Stunden Tauchgang.

Ihre Fähigkeiten brachte die Kommuna auch zum Einsatz, als die Ukraine das Flaggschiff der russischen Schwarzmeerflotte versenkte: Die Moskwa ging am 14. April 2022, nicht einmal zwei Monate nachdem Wladimir Putin den Angriffskrieg gegen seinen Nachbarn vom Zaun gebrochen hatte, in den Fluten des Schwarzen Meeres unter. Wahrscheinlich halfen das Rettungsschiff und sein Mini-U-Boot dabei, kleinere Objekte, die dem Feind nicht in die Hände fallen sollten - wie Hilfsmittel zur verschlüsselten Kommunikation - und die Körper toter Seeleute aus dem Wrack der Moskwa zu bergen.

Eine Antischiffsrakete vom Typ Neptun ging über Sewastopol nieder

Wie damals schon der Moskwa scheint nun auch der Kommuna eine Neptun-Antischiffsrakete aus ukrainischer Produktion zum Verhängnis geworden zu sein. Michail Raswoschajew, der von der russischen Besatzungsmacht eingesetzte Gouverneur von Sewastopol, sagte am 21. April, Moskaus Militär habe „einen Angriff einer Antischiffsrakete abgewehrt". Herabfallende Teile des abgefangenen Flugkörpers hätten allerdings ein kleines Feuer entfacht, das schnell gelöscht worden sei. Damit wollt Raswoschajew wohl ein Video erklären, das einen Brand im Hafen von Sewastopol zeigen soll.

Wenngleich weder die ukrainischen noch die russischen Angaben unabhängig verifiziert werden können, scheint es doch plausibel, dass die Kommuna tatsächlich getroffen worden ist. In der Vergangenheit erwiesen sich entsprechende Angaben der Ukraine, die bereits eine ganze Reihe von Schiffen der russischen Schwarzmeerflotte einsatzunfähig geschossen hat, meist als verlässlich.

Ohne Bergungsschiff wird der Einsatz russsischer Raketen-U-Boote gefährlicher

Eigentlich nutzte die Ukraine bei ihren Schlägen gegen die russische Flotte in letzter Zeit zunehmend Marinedrohnen des Typs Magura V5 und setzte sie, wie einst die deutsche Wehrmacht ihre U-Boote, in „Wolfsrudeltaktik" ein. Dass nun wieder teurere Antischiffsraketen zum Einsatz kommen, könnte an einer neuen russischen Verteidigungstaktik gegen die unbemannten und mit Sprengstoff befüllten Schnellboote liegen: Die ukrainische Partisanengruppe Atesh gab The Kyiv Independent zufolge am 27. März bekannt, dass Russland Sperren am Eingang zum Hafen von Sewastopol errichte.

Warum nimmt die Ukraine aber ein Bergungsschiff ins Visier und kein weiteres Kriegsschiff? Damit die russischen U-Boot-Besatzungen um ihr Leben fürchten müssen, vermutet David Axe im Magazin Forbes. Der russischen Schwarzmeerflotte verbleiben noch vier U-Boote der Kilo-Klasse, nachdem die Rostow am Don im vergangenen September ausgeschaltet wurde. Sie alle feuern aus der Sicherheit der Tiefe Kalibr-Marschflugkörper auf ukrainische Städte ab. Vielleicht setzt die russische Marine sie also zurückhaltender ein, wenn sie bei einem Unfall unter Wasser keine Chance mehr hat, die Boote und ihre Besatzungen zu bergen.

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