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Alfa Romeo vs. Meloni-Regierung: Italienischer Super-Gau für Stellantis perfekt

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Stand: 28.04.2024, 18:01 Uhr

Von: Patrick Freiwah

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Trubel in Italien: Alfa Romeo benennt wegen der Auslegung eines Berlusconi-Gesetzes durch die Meloni-Regierung ein neues Automodell um. (Collage aus Archivbildern) © Collage: dpa/SOPA Images via ZUMA Press Wire | Vincenzo Nuzzolese// IMAGO / Belga

Nach längerer Sendepause bringt Alfa Romeo eine Modellneuheit. Ein kurioser Namensstreit zwingt den Traditionshersteller aus Italien jedoch zu einer drastischen Maßnahme.

Turin/München - In Zeiten der Globalisierung produzieren Autohersteller oftmals im Ausland. Auch die italienische Kultmarke Alfa Romeo ist vor dieser Entwicklung nicht gefeit, um Kosten bei der Produktion zu sparen und damit Modelle auch für Endkunden günstiger zu machen.

Nach zweijähriger Pause bringt der Hersteller die Modellneuheit Alfa Romeo Milano an den Start. Doch kurz vor der Markteinführung sieht sich der Mutterkonzern zu einer drastischen Maßnahme gezwungen: Die Bezeichnung für das SUV wird kurzerhand geändert.

Alfa Romeo produziert im Ausland: Streit zwischen Stellantis und Italien

Der Grund ist ein Namensstreit, den die rechtskonservative italienische Regierung angezettelt hat. Industrieminister Adolfo Urso bezieht sich hierbei auf ein Gesetz, das 2003 unter Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi verabschiedet wurde: Es beinhaltet, dass „italienisch klingende" Erzeugnisse auch in Italien hergestellt sein müssen. Wenn das nicht der Fall ist, würde fälschlicherweise behauptet, dass eine Produktion auf der Apenninhalbinsel stattfindet.

Und das betrifft demnach den geplanten Alfa Romeo Milano: Statt in Italien wird das Fahrzeug im polnischen Werk in Tychy gefertigt und von dort aus in andere Länder exportiert - so auch in die eigentliche Heimat. Im Gegensatz zu manchen Experten - darunter Stellantis selbst - ist die Regierung unter Ministerpräsidentin Giorgia Meloni der Meinung, dass die Regelung nicht nur im Lebensmittelsektor Anwendung findet, sondern auch für Autos der heimischen Marken gilt. „Man darf keine Angaben machen, die den Verbraucher in die Irre führen. Ein Auto mit dem Namen Milano muss also in Italien hergestellt werden", argumentiert Urso.

Junior statt Milano: Modellneuheit von Alfa Romeo bekommt neuen Namen

Auf Grund des Namensstreits mit der Regierung gibt Alfa Romeo nun klein bei und benennt die erst kürzlich vorgestellte Auto-Neuheit um, so dass die Modellreihe künftig Alfa Romeo Junior heißt. In einer Stellungnahme lässt Stellantis wissen: „Wir sind uns vollkommen bewusst, dass dieser Moment in die Geschichte von Alfa Romeo eingehen wird. Die Wahl des Modellnamens Junior ist logisch, da er eng mit der Geschichte unserer Marke verbunden ist. (...) Wir haben uns entschlossen, den Namen zu ändern, obwohl wir dazu nicht verpflichtet sind."

Das Unternehmen erklärt in der veröffentlichten Pressemitteilung, dass man „jegliche Kontroverse vermeiden" wolle und dass die Aufmerksamkeit im Zuge des Konflikts mit der italienischen Regierung „überwältigend" war. Zwischenzeitlich sei sogar die Website zum Absturz geführt worden, angesichts der massiven Flut an Nutzern. „Milano", also der italienische Name der Stadt Mailand, ist die Geburtsstadt des Autoherstellers A.L.F.A. ("Anonima Lombarda Fabbrica Automobili"), der 1918 im Zuge einer Übernahme in Alfa Romeo umbenannt wurde.

Italien: Regierung kritisiert Stellantis wegen Produktionsverlagerung

Was die Namensänderung aus Sicht vieler Markenfans noch ärgerlicher macht: Der Modellname Milano wurde in einer Abstimmung vom Publikum gewählt, um die Stadt zu ehren, in der im Jahr 1910 die Geschichte von Alfa Romeo begann. Dieser initiierte Rummel der Marketingabteilung war nun völlig umsonst. Eine kurzfristige Verlagerung der Produktion von Polen nach Italien dürfte aufgrund von Kostengründen kein Thema gewesen sein.

Unabhängig des Namensstreits befindet sich Stellantis mit der italienischen Regierung schon länger im Clinch: Stellantis wird dafür kritisiert, dass der internationale Mehrmarken-Konzern selbst italienische Autos mitsamt zugelieferten Bauteilen im Ausland montiert, statt in der Heimat.

Laut Reuters will der Staat Stellantis dazu verpflichten, jährlich mindestens eine Million Autos in Italien zu produzieren. Neben Alfa Romeo befinden sich mit Fiat, Abarth, Lancia und Maserati weitere Traditionsmarken des Landes unter dem Konzerndach. Auch in Deutschland ist das Thema Produktionsverlagerung allgegenwärtig. (PF)

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