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Signa-Insolvenz: Buch enthüllt Benkos letzte Nachricht vor der Pleite - und Abfuhr von deutschem Investor

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Stand: 02.05.2024, 19:25 Uhr

Von: Bettina Menzel

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Es begann als Erfolgsgeschichte, dann kam der Absturz: Die Signa Holding ist pleite. Ein Enthüllungsbuch zeichnet den Anfang vom Ende nach.

Wien - Es ist die größte Insolvenz in der Geschichte Österreichs: Das Immobilienunternehmen Signa-Holding ist pleite. Auszüge aus dem Enthüllungsbuch „Inside Signa - Aufstieg und Fall des René Benko" bringen Details zu den Hintergründen ans Licht. Firmengründer René Benko kämpfte bis zuletzt um die Gunst seiner Investoren - ein entscheidender Wendepunkt für Signa war offenbar auch der Ausstieg des milliardenschweren Geschäftsmanns Klaus-Michael Kühne.

René Benko vor dem Aus: Die letzten Tage von Signa

Am 17. August 2023 war René Benko wohl klar, dass sein Unternehmen am Ende ist. „Fuck", schrieb er um 8.26 Uhr in der letzten Nachricht an seinen Finanzchef, wie das österreichische Medium Heute unter Berufung auf das Buch „Inside Signa" der Journalisten Rainer Fleckl und Sebastian Reinhart berichtete. Zuvor hatte Benko zahlreiche Versuche unternommen, seine Signa-Gruppe doch noch zu retten. Der Anfang vom Ende war laut dem Enthüllungsbuch ein Treffen von René Benko mit dem reichsten Deutschen, Klaus-Michael Kühne, der nach Angaben von Forbes aktuell ein Vermögen von rund 37 Milliarden Euro hat (Stand 22. April).

Benko und Kühne sollen sich demnach am 1. Dezember 2022 in dessen Luxushotel „The Fontenay" in Hamburg getroffen haben. Zwischen 13 und 15 Uhr sei ein Mittagessen angesetzt gewesen, doch der 86-jährige Großinvestor habe nur wenige Minuten nach Beginn des Gesprächs vorzeitig den Tisch verlassen, wie Bild unter Bezugnahme auf „Inside Signa" berichtete. Kühne ist als Mehrheitseigner des Logistikdienstleisters Kühne + Nagel sowie Anteilseigner an Hapag-Lloyd und der Lufthansa nicht nur ein wichtiger Geldgeber für Benko, sondern auch ein Aushängeschild.

Signa-Holding-Gründer René Benko im Jahr 2020 in Wien. © picture alliance/dpa/APA | Helmut Fohringer

Enthüllungen aus „Inside Signa": E-Mails von Kühne und Benko geleakt

„Lieber Herr Kühne, offen gesagt bin ich ratlos!", schrieb Benko um 13.22 Uhr in einer E-Mail an den damals zweitgrößten Aktionär der Signa-Gruppe. Er sei für das Gespräch extra nach Hamburg gekommen, so der Signa-Gründer weiter. „Natürlich habe ich auch Details zu Ihren Fragen von Sonntag mitgebracht. Ich würde gerne die Möglichkeit haben, mit Ihnen persönlich zu reden [...]. Danke, Ihr René Benko", zitiert die Bild weiter. Eine Antwort Kühnes blieb zunächst aus. Um 13.50 Uhr eine weitere Mail von Benko: „Hallo Herr Kühne! Eine kurze persönliche Aussprache mit Ihnen wäre mir sehr wichtig - ich bin noch bei Ihnen im Hotel. Es reichen auch zehn Minuten. Ich kann nicht nachvollziehen, was da schiefgelaufen ist. Herzliche Grüße, Ihr René Benko."

Um 14.11 Uhr dann die Antwort des deutschen Investors. „Sehr geehrter Herr Benko, es tut mir leid - das Vertrauen ist zerstört, und ich habe Herrn Gernandt gebeten, Ihnen meinen Wunsch nach Rückabwicklung unserer Beteiligung an der Sigma Prime Selection AG anzuzeigen. Formal muss das der Verwaltungsrat der Kühne Holding AG beschließen, den ich hiermit von meinem Wunsch in Kenntnis setze und um kurzfristigen Vollzug bitten möchte. Mit freundlichen Grüßen, Klaus-Michael Kühne."

Der Investor Klaus-Michael Kühne im Jahr 2017 in Hamburg. © picture alliance / Christina Sabrowsky/dpa | Christina Sabrowsky

In Kopie setzte der Multimilliardär laut Bild die wichtigsten Mitarbeiter der Holding AG sowie eine Rechtsanwaltskanzlei. Der in der Mail erwähnte Wirtschaftsmanager Karl Gernandt ist der Vizepräsident des Verwaltungsrates der Kühne + Nagel Holding und war bei dem Treffen von Benko und Kühne im Dezember 2022 ebenfalls anwesend.

Staatsanwaltschaft ermittelt: Verdacht auf Betrug, Bestechung und Geldwäsche

Weshalb genau Kühne diese Entscheidung traf, wurde nicht im Detail bekannt. Hohe Baukosten, steigende Kreditzinsen, aber auch hausgemachte Probleme hatten den Konzern Signa Holding in Schieflage gebracht. Mittlerweile ist klar: Es gab auch zahlreiche Ungereimtheiten. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) in Österreich ermittelt wegen des Verdachts von Betrug „aufgrund mutmaßlichen Vortäuschens der Zahlungsfähigkeit bei der Verlängerung von Bankkrediten", hieß es in einer Mitteilung der Staatsanwaltschaft am vergangenen Dienstag (16. April).

Zudem laufen Untersuchungen wegen des mutmaßlichen Versuchs Benkos, einen hochrangigen österreichischen Finanzbeamten zu bestechen. Norbert Wess, der Anwalt Benkos, ließ verlauten, die Vorwürfe seien „haltlos und entbehren jeder Grundlage." In Deutschland ermittelt indes die Münchner Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit der Signa-Gruppe wegen Geldwäsche-Verdachts.

Die Signa-Gruppe hatte unter anderem in die Warenhausgruppe Galeria Karstadt Kaufhof, den Hamburger Elbtower und das Luxuskaufhaus KaDeWe in Berlin investiert. Zusammen mit einem US-Partner kaufte Benko im Jahr 2019 das weltberühmte Chrysler Building in New York City. Der gebürtige Tiroler zählte einst zu den reichsten Österreichern. Benko hatte es vom Schulabbrecher zum Multimilliardär gebracht, musste unlängst jedoch auch privat Insolvenz anmelden. Am 11. April 2024 zog die Signa-Holding den Antrag auf Sanierung zurück und beantragte beim Handelsgericht Wien Konkurs. (bme mit dpa)

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