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Intelligenz und Alzheimer: Wie fit ist dein Gehirn? Deine Augen verraten es - WELT

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Veröffentlicht am 24.04.2024 | Lesedauer: 3 Minuten

Sind die Augen der Schlüssel, um das Gehirn besser zu verstehen?

Quelle: Unsplash/Marina Vitale

Freude, Trauer oder Wut - Emotionen lassen sich von den Augen ablesen. Aber gilt das auch für Intelligenz? Laut den Ergebnissen einer neuen Studie kann die Netzhaut Auskunft über die Hirnleistung geben - und darüber, ob ein Alzheimer-Risiko besteht.

„Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Und warum Sie nichts sehen, das werden Sie gleich sehen" - dieser Witz oder eine seiner zahlreichen Abwandlungen ist dir sicherlich geläufig. Doch warum funktioniert der Scherz? Wie du siehst, basiert die Formulierung auf einem Wortspiel: „Sehen" bezieht sich hier nicht nur auf die Fähigkeit deiner Augen, visuelle Reize aufzunehmen, sondern im weiteren Sinne auch auf deine kognitive Kapazität, etwas zu erleben oder zu erfassen.

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Aber es besteht nicht nur eine redensartliche Verbindung zwischen Auge und Gehirn. Beide sind Teil des zentralen Nervensystems und entwickeln sich auf eine ähnliche Weise. Einer neuen Studie der University of Otago in Neuseeland zufolge könnte das Sehorgan sogar auf deine Intelligenz hindeuten - und als Biomarker für neurologische Erkrankungen dienen. Wie genau, verraten Studienleiterin Ashleigh Barrett-Young und ihre Kollegen im Fachjournal Jama Ophthalmology.

Über 800 Personen nahmen an der Studie teil

Für ihre Untersuchung bezogen sich die Wissenschaftler auf zwei Datensätze. Der erste Satz stammte aus einer medizinischen Langzeitstudie einer Geburtskohorte in der neuseeländischen Stadt Dunedin. Die Teilnehmer wurden zwischen April 1972 und März 1973 geboren und bis zum Abschluss ihres 45. Lebensjahres begleitet. Barrett-Young und ihr Team interessierten sich insbesondere für die IQ-Tests, die die Probanden im Alter von jeweils sieben, neun, elf und 45 Jahren absolvierten.

Optische Kohärenztomografien werden hauptsächlich in der Augenheilkunde angewendet

Quelle: pa/BSIP/A. NOOR

Zusätzlich führte die Forschungsgruppe optische Kohärenztomografien (kurz OCT, abgeleitet aus dem Englischen optical coherence tomography) mit 865 der ursprünglich 1.037 Teilnehmer der Langzeitstudie durch. Hierbei werden zwei- und dreidimensionale Aufnahmen von Gewebe im Körper wie etwa der Netzhaut erstellt. Die Wissenschaftler konzentrierten sich vor allem auf die retinale Nervenfaserschicht - die innerste Schicht der Netzhaut - und die retinale Ganglienzellschicht. Darin sind die Ganglienzellen des Auges enthalten, deren Fortsätze den Sehnerv bilden.

Die Augen-Scans machten sich bezahlt. Denn Barrett-Young und ihre Kollegen stellten einen Zusammenhang fest - zwischen der Dicke der Netzhaut und der Hirnleistung.

Wie dick deine Netzhaut ist, könnte andeuten, wie schlau du bist

Modell eines Auges

Quelle: Getty Images/Science Photo Library RF/SCIEPRO

Aus den Studienergebnissen geht hervor, dass Teilnehmer mit dickeren Nervenfaser- und Ganglienzellschichten eine höhere kognitive Fähigkeit aufwiesen - sowohl in der Kindheit als auch im Erwachsenenalter. Dünnere retinale Schichten, auch Strata genannt, korrelierten mit niedrigeren IQ-Werten in beiden Lebensphasen.

Zudem wiesen Probanden mit einer dünneren Nervenfaserschicht eine deutliche Verminderung der Verarbeitungsgeschwindigkeit im zunehmenden Alter auf. Ein Frühwarnsignal bei vielen Demenz-Krankheiten, auch Alzheimer.

Alzheimer-Risiko früh erkennen - mithilfe von KI

Augen-Scans könnten in Zukunft helfen, Demenz-Krankheiten wie Alzheimer zu diagnostizieren

Quelle: Unsplash/Sharon McCutcheon

Mithilfe ihrer Studien verfolgen Barrett-Young und ihre Kollegen ein gemeinsames Ziel: „Menschen mit einem Alzheimer-Risiko so früh wie möglich zu identifizieren, um die Behandlung der Krankheit zu optimieren."

Derzeit kann die Alzheimer-Krankheit nur über eine Computertomografie, ein MRT oder ein anderes bildgebendes Verfahren diagnostiziert werden. „Das ist für viele teuer und unpraktisch", sagt die Studienleiterin in einer Pressemitteilung. Mithilfe der Augen-Scans könnten Ärzte aber möglicherweise die Erkrankung schnell, einfach - und vor allem frühzeitig - erkennen.

Künftig könnte man mit künstlicher Intelligenz ein Bild der Netzhaut einer Person aufnehmen und feststellen, ob diese Person ein Alzheimer-Risiko hat, lange bevor die ersten Symptome auftreten.

Inwieweit die Netzhaut ein verlässlicher Biomarker für Demenz ist, muss noch weiter erforscht werden. Es seien weitere Langzeitstudien erforderlich, um festzustellen, „ob die Netzhautausdünnung dem kognitiven Verfall vorausgeht und ob andere Störfaktoren für diesen Zusammenhang verantwortlich sein könnten", schreiben die Studienautoren. Um mögliche Umwelteinflüsse auf die Netzhaut ausschließen zu können, sollten hierzu Teilnehmer aus anderen Ländern und Regionen herangezogen werden.

Dieser Artikel wurde erstmals im Februar 2022 veröffentlicht.

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