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Akte China: WADA verteidigt Vorgehen nach positiven Dopingtests

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Stand: 23.04.2024 08:54 Uhr

Die Welt-Antidoping-Agentur (WADA) hat ihre Entscheidung zur Zulassung vom 23 chinesischen Schwimmern für Olympia 2021 trotz positiver Dopingtests verteidigt.

"Wir hatten keine Belege, dass die verbotene Substanz nicht auf eine Kontaminierung von Essen zurückzuführen ist", sagte WADA-Präsident Witold Banka während einer Pressekonferenz der WADA im kanadischen Montreal. "Hätten wir den Fall vor den Internationalen Sportgerichtshof CAS gebracht, hätten wir mit Sicherheit verloren."

Banka zufolge habe auch der Welt-Schwimmverband dem Vorgehen zugestimmt. Chinas Schwimmteam gewann in Tokio sechs Medaillen, darunter dreimal Gold. Einige dieser Athleten schwimmen möglicherweise auch bei den Olympischen Spielen in Paris, die im Juli beginnen.

Der WADA-Präsident betonte, dass die WADA "unabhängig von der Nationalität" der Personen vorgehe und in der Vergangenheit solche Entscheidungen auch bei chinesischen Sportlern vor dem CAS angefochten habe - so bei Sun Yang, der später für mehr als vier Jahre gesperrt wurde.

Keine Kenntnis, wie das Medikament in die Hotelküche gekommen sein soll

Trimetazidin, ein verschreibungspflichtiges Herzmittel, war bei den Sportlern festgestellt worden. Ross Wenzel, Justiziar bei der WADA, verwies bei dem Medientermin darauf, dass einige Athleten dreimal in kurzer Zeit getestet worden seien und diese Tests unterschiedliche Ergebnisse hervorgebracht hätten, was für eine geringe Konzentration spreche.

"Das passt nicht zu einem beabsichtigten Betrug", so Wenzel. Alle Athleten seien im selben Hotel in der Stadt Shijiazhuang gewesen - die Ursache der positiven Dopingproben soll im angebotenen Essen der Hotelküche gelegen haben. Wenzel räumte ein, dass er keine Kenntnis darüber gebe, wie das Mittel in die Küche gekommen sein soll.

Der ARD-Dopingredaktion liegt der Untersuchungsbericht der chinesischen Anti-Doping-Agentur CHINADA vor. Als untersuchende Behörde wurde das Ministerium für Öffentliche Sicherheit angegeben, ein Arm der staatlichen Überwachung. Der Bericht bezieht sich auf kontaminiertes Essen in der Hotelküche. Spuren von Trimetazidin seien demnach im Dunstabzug, an Gewürzcontainern sowie im Abfluss gefunden worden - zweieinhalb Monate nach den Tests.

Kontaminiertes Essen? Experte hält Darstellung aus China für zweifelhaft

Der forensische Toxikologe und Pharmazeut Fritz Sörgel hat im Auftrag der ARD-Dopingredaktion die chinesischen Angaben experimentell überprüft. Sörgel sagte nach diversen Experimenten, er halte es für "extrem unwahrscheinlich", dass sich die Ereignisse wie im Bericht beschrieben abgespielt hätten: "Die Konzentrationen, die vom Labor in China angeblich gefunden worden sind, können eigentlich nur so entstanden sein, dass das Dopingmittel schon Wochen vorher verabreicht wurde."

Die positiven Fälle waren nach zweimonatiger Verzögerung, die auf einen lokalen Covid-Ausbruch zurückgeführt wurde, im März 2021 korrekt in das offizielle ADAMS-Meldesystem der WADA eingegeben worden. Anstatt jedoch einen offiziellen Anti-Doping-Regelverstoß (ADRV) zu melden, fand die interne chinesische Untersuchung statt. Auf diese Weise wurden die üblichen Schritte der öffentlichen Bekanntgabe des Falles und der Verhängung einer vorläufigen Sperre vermieden.

Kritik an der WADA aus den USA und Deutschland

Léa Krüger, Präsidiumsmitglied der Organisation Athleten Deutschland bezeichnete das Vorgehen der WADA als "Schlag ins Gesicht aller sauberen Athleten". Mühsam aufgebautes Vertrauen in Institutionen sei "einfach wieder verpufft", sagte die Säbelfechterin.

Travis Tygart, Chef der US-Anti-Doping-Agentur, sprach von "schockierenden Enthüllungen", von einem "Messer im Rücken aller sauberen Athleten". Der Fall rieche "nach Vertuschung auf den höchsten Ebenen der Welt-Anti-Doping-Agentur".

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