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Gemeinsam mit Bagdad und Erbil - Türkei startet „Mutter der Operationen gegen die PKK"

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Stand: 24.04.2024, 19:25 Uhr

Von: Erkan Pehlivan

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Die Türkei greift erneut die PKK in Irakisch Kurdistan an. Unterstützung soll die Türkei dabei auch von Shiitenmilizen und der kurdischen Autonomieverwaltung bekommen.

Bagdad - Die türkische Armee hat im Nordirak eine neue Militäroffensive gestartet. In der Region Metina werden seit Sonntag Stellungen der kurdischen PKK angegriffen. Die Vorbereitungen dazu laufen seit Monaten. Immer wieder hatte es deswegen Treffen mit der Regierung der autonomen kurdischen Region im Irak in Erbil und Vertretern der Zentralregierung in Erbil gegeben.

Diesmal soll die Militäroffensive des türkischen Militärs in seinem Nachbarland größer ausfallen. „Wie ich schon immer sagte, jetzt kommt ‚die Mutter der Operationen gegen die PKK', schreibt Abdulkadir Selvi in seiner Kolumne in der regierungsnahen Zeitung Hürriyet. „Das Konzept dieser Operation wird ein anderes sein. Denn wir planen, diese Operation gemeinsam mit der Zentralregierung von Bagdad, der Verwaltung von Erbil und der Hashd al-Shaabi durchzuführen". Das bedeutet, die PKK soll neben der Türkei auch von der Truppen der autonomen Region Kurdistan im Irak sowie der Shiiten-Miliz Hashd al-Shaabi angegriffen werden, die von Zentralregierung in Bagdad unterstützt wird. Selvi ist dafür bekannt, die Vorhaben von Präsident Erdogan und seiner Regierung anzukündigen.

Erdogan zu Staatsbesuch in Bagdad

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan ist zudem heute in den Irak gereist. Bei seinem ersten Besuch in dem Nachbarland seit 2011 würden insbesondere Gespräche zu „Investitionen, Handel, Sicherheitsaspekten der Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern, Wasserwirtschaft und Wasserressourcen" im Mittelpunkt stehen, sagte der außenpolitische Berater des irakischen Regierungschefs Mohammed Schia al-Sudani, Farhad Alaaldin, der Nachrichtenagentur AFP. Demnach sollen mehrere bilaterale Absichtserklärungen unterzeichnet werden. Auch die Situation rund um den Gazakrieg stand auf der Tagesordnung.

Der irakische Ministerpräsident Mohammed Shia al-Sudani und der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nehmen an einer Begrüßungszeremonie auf dem internationalen Flughafen teil. © dpa/Thaier Al-Sudani

Türkei will gemeinsame militärische Einsatzzentrale mit Irak

Ebenso war die Militäroperation gegen kurdische PKK ein Thema zwischen beiden Seiten. Die Türkei wünscht sich eine „gemeinsame Einsatzzentrale", sagte Zeki Aktürk, ein Sprecher des türkischen Verteidigungsministeriums am Sonntag bei einer Pressekonferenz. Dazu könnte es schon bald eine Abmachung geben. „Einer der Punkte, den wir in dieses Dokument aufnehmen wollen, ist die Einrichtung einer gemeinsamen Einsatzzentrale. Die technischen Einzelheiten für den Betrieb dieser Einsatzzentrale werden nach der Unterzeichnung dieses Dokuments festgelegt". Inzwischen sehe Bagdad die PKK ebenfalls als Gefahr an.

Und das bestätigte auch Erdogan. „Wir haben die Erklärung der PKK als verbotene Organisation im Irak begrüßt und über gemeinsame Schritte gegen die terroristische Organisation PKK und ihre vom irakischen Territorium aus auf die Türkei gesprochen," bestätigte Erdogan bei der gemeinsamen Pressekonferenz mit Ministerpräsident Mohammed al-Sudani.

„Kurdenfrage nur durch Verhandlungen lösbar"

Menschenrechtsorganisation beobachten die Entwicklungen mit zunehmender Sorge. „Bereits vor dem Besuch waren türkische Offiziere und Geheimdienstmitarbeiter im Irak und in Kurdistan. Ziel ist eine gemeinsame Großkampagne gegen die PKK", sagt der Nahostreferent der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV), Dr. Kamal Sido, im Gespräch mit Fr.de von IPPEN.MEDIA. „Unter diesem Feldzug werden vor allem die Bevölkerung und die Natur in Kurdistan leiden. Die Kurden- und Kurdistanfrage wird und kann wie andere politische Konflikte nicht militärisch, sondern nur durch Verhandlungen gelöst werden. Deshalb müssen die Waffen schweigen und Verhandlungen beginnen".

Auch in Nordostsyrien (Kurdisch: Rojava) macht man sich Sorgen, dass auch sie angegriffen werden. „Momentan ist die Lage hier relativ stabil, aber die Region ist in erhöhter Alarmbereitschaft. Die Menschen haben Angst, dass die Türkei auch Ziele in Nordostsyrien angreift. Erst am Samstag hat die Türkei ein Ölfeld bei Tirbespiye angegriffen", so Anita Starosta, Referentin für Syrien, Türkei und Irak bei der Hilfsorganisation medico international. In der Vergangenheit hatte die Türkei die Region massiv aus der Luft und mit Artillerie angegriffen.

Erdogan braucht nach Niederlage bei Kommunalwahl Erfolgsmeldungen

Erdogan und seine AKP hatten nach einem Sieg der Parlaments- und Präsidentschaftswahl im Mai 2023 in diesem Jahr eine Schlappe bei der Kommunalwahl erlitten. Die seit Jahren anhaltende Wirtschaftskrise konnte Erdogan bislang nicht in den Griff bekommen. Umso mehr könnte der mächtige Mann aus Ankara mit Erfolgen gegen die PKK von den massiven Problemen in seinem Land ablenken. (erpe)

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