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Russland erleidet auf dem Vormarsch schwere Verluste: „Streumunition ist ein Alptraum"

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Stand: 25.04.2024, 19:21 Uhr

Von: Patrick Mayer

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An mehreren Frontabschnitten nähert sich die russische Armee der Donbass-Frontstadt Tschassiw Jar. Die Verluste Moskaus sind nicht nur hier enorm.

Tschassiw Jar - Was diese Bilder aus dem Ukraine-Krieg in Russland auslösen, sind reine Mutmaßungen. Schließlich verkauft das Kreml-Regime das Töten und Sterben so, als stünde die Bevölkerung breit hinter der „militärischen Spezialoperation", wie der völkerrechtswidrige Überfall auf den westlichen Nachbarn von Moskau bezeichnet wird.

Aktuelle Lage im Ukraine-Krieg: Russland-Soldaten beschweren sich über hohe Verluste

Anton Heraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministeriums und ehemals stellvertretender Innenminister der Ukraine (2019 bis 2021), hat bei X (vormals Twitter) ein für das Regime des russischen Autokraten Wladimir Putin brisantes Video dreier russischer Soldaten von der Front geteilt.

Die drei Männer, die sich anhand der Uniformen der Armee Moskaus zuordnen lassen, beschweren sich in diesem Video vehement über hohe Verluste Russlands gegen die ukrainischen Streitkräfte sowie über angeblich verheerende Umstände, unter denen sie gegen die Verteidiger kämpfen müssen. Sie wirken auf den Bildaufnahmen völlig resigniert und konsterniert.

Ein russischer Soldat beschwert sich über die hohen russischen Verluste. Offenbar entstanden die Aufnahmen an der Donbass Front. © Screenshot X@Gerashchenko_en

Verluste im Ukraine-Krieg: Russische Soldaten berichten von vielen Leichen

„Wir können nichts machen, wir sind nur Kanonenfutter. Wir wurden mit allen möglichen Waffen bombardiert", sagt einer der russischen Soldaten in dem Video aus einem provisorisch ausgebuddelten Loch, das offenbar als Unterschlupf gegen Beschuss dienen soll. Ein anderer Soldat erzählt zu möglichen Verlusten ihrer Einheit: „Heute waren 19 Leute unterwegs. Null sind übrig. Sie sind alle gegangen." Der andere Soldat fährt fort und ordnet die Art der ukrainischen Bombardements ein: „Streumunition ist ein Alptraum. Es ist der zweite Tag, an dem sie uns mit Streumunition beschießen." Mit dem Einsatz von Streumunition hätten die Ukrainer demnach verhindert, dass sie zurück zu ihrer Kompanie gelangten, erklärt er weiter.

„Es gibt keine Verbindung zu niemandem, wir haben nichts. Warum wurden wir hierher geworfen?", erklärt der eine Soldat, und der andere entgegnet: „Überall sind Leichen." Sie klingen beide hochgradig frustriert, während der dritte Soldat das traurige Szenario filmt. Als sie in dem Gebiet „abgeladen" wurden, sei ihr Schützenpanzer mit all ihrem Vorrat und ihrer Ausrüstung in Brand geschossen worden, schildern sie. Der Panzer sei „sofort abgeschossen" worden. Sie hätten keine Schaufeln, um Schützengräben auszuheben, „kein Wasser, nichts", erklärt einer der Soldaten und der andere meint: „Wenn wir nicht bombardiert würden, könnten wir herausgehen und filmen, wie viele Jungs hier in diesen Hölzern liegen und liegen und liegen." Und weiter: „Alles ist mit Körpern bedeckt."

Wenn wir nicht bombardiert würden, könnten wir herausgehen und filmen, wie viele Jungs hier in diesen Hölzern liegen und liegen und liegen.

Hohe Verluste Russlands in der Ukraine: Dennoch rückt Putins Armee auf Tschassiw Jar vor

Ihr Bericht von der Front deckt sich Ende April 2024 mit den Einschätzungen westlicher Beobachter zur militärischen Lage im Ukraine-Krieg, während die USA neue Militärhilfen über 61 Milliarden US-Dollar für Kiew freigegeben haben. An mehreren Abschnitten der Donbass-Frontlinie nähern sich Putins Truppen dennoch der „Festungsstadt" Tschassiw Jar (vormals 13.000 Einwohnerinnen und Einwohner), wie das amerikanische Nachrichtenmagazin Newsweek die Kleinstadt fünf Kilometer westlich von Bachmut bezeichnet.

Bezeichnend für den aktuellen Kriegsverlauf: Eigentlich wollten die Ukrainer von dort aus das im Mai 2023 geräumte Bachmut wieder zurückerobern, doch die russische Armee ist auch hier - wie vielerorts - längst in die Offensive übergegangen. Laut des Berichts hat das ukrainische Militär zuletzt davor gewarnt, dass Russland von Tschassiw Jar aus nach Kramatorsk und Slowjansk vorrücken will. Die Großstadt Kramatorsk gilt mit ihren rund 150.000 Einwohnerinnen und Einwohnern wegen seines großen Bahnhofs sowie dem gut ausgebauten Schienennetz nach Charkiw im Nordosten des Landes als zentraler Logistikpunkt der Ukrainer für die Donbass-Front.

Ukraine-Frontstadt Tschassiw Jar: Russland erleidet im Donbass hohe Verluste

Tschassiw Jar sei jedoch „stark verteidigt" und liege auf einer Anhöhe, erklärte das britische Verteidigungsministerium in einer Lage-Einschätzung vom Sonntag (22. April): „Russische Bodentruppen kommen in der Region nur langsam voran." Das Institute for the Study of War (ISW) schrieb dagegen in einer Analyse, dass eine Eroberung von Tschassiw Jar „Russland in die Lage versetzen (würde), in den Gürtel operativ bedeutsamer Festungsstädte der Ukraine einzudringen".

Nicht nur Tschassiw Jar und Kramatorsk haben für die ukrainische Armee derweil eine erhebliche militärische Bedeutung im Osten ihres Landes, sondern auch die benachbarte Stadt Kostjantyniwka mit vormals 70.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Laut Newsweek handelt es sich bei Kostjantyniwka um das „Rückgrat der ukrainischen Verteidigung" in der Region Donezk. Die Stadt liegt knapp sechs Kilometer südwestlich des umkämpften Tschassiw Jar. Bleibt abzuwarten, wie sich die erwarteten Lieferungen vieler amerikanischer 155-m-Artilleriegranaten auf den Frontverlauf in dieser ukrainischen Region auswirken werden. (pm)

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