< Back to 68k.news DE front page

„Ergebnisse haben Tragweite für das ganze Land": Einmalige JLU-Studie mit bemerkenswertem Ergebnis

Original source (on modern site) | Article images: [1]

  1. Gießener Allgemeine
  2. Gießen

Stand: 23.04.2024, 07:33 Uhr

Von: Matthias Lohr

KommentareDrucken

So funktionierte das Experiment: Eine Doppelstreife war in ausgewählten Rasterzellen in Kassel präsent. Ein Funkwagen wurde währenddessen im Gebiet geparkt. © Tim Pfeiffer/nh

Zwei Drittel der Menschen wünschen sich eine erhöhte Polizeipräsenz. Nun zeigt eine einzigartige Studie aus Kassel: Mehr Polizei führt nicht unbedingt zu einem erhöhten Sicherheitsgefühl.

Gießen/Kassel - Mehr Polizeipräsenz kann zu einem größeren Unsicherheitsgefühl führen - dies ist das wichtigste Ergebnis eines bundesweit bislang einmaligen Experiments der Justus-Liebig-Universität in Gießen mit dem Polizeipräsidium Nordhessen und der Stadt Kassel. Ausgehend von der Frage, was getan werden muss, um die Sicherheit zu verbessern, unterteilte der Kriminologe Tim Pfeiffer die Stadt in Rasterzellen ein. In einigen zeigte die Polizei erhöhte Präsenz, in anderen nicht. Paradoxerweise erhöhte sich das Unsicherheitsgefühl in jenen Quartieren, in denen mehr Polizisten Streife liefen, wie eine Umfrage ergab.

Für Kassels Sicherheitsdezernent Heiko Lehmkuhl (CDU) sind das „erstaunliche Forschungsergebnisse", wie er bei der Präsentation am Montag sagte. Angesichts einer Zunahme der Straftaten von zuletzt 20,9 Prozent sieht sich der CDU-Politiker trotzdem bestätigt, „den eingeschlagenen Weg der verstärkten Polizeipräsenz weiterzugehen". Auch Uwe Papenfuß, Leiter Einsatz beim Polizeipräsidium, kündigte an, dass etwa rund um den Kriminalitätsschwerpunkt am Stern mehr uniformierte und Zivilbeamten unterwegs sein werden.

Studie zur Sicherheit in Kassel: „Ergebnisse haben Tragweite für das ganze Land"

Das steht durchaus im Einklang mit den Schlussfolgerungen, die Projektleiter Pfeiffer zieht. Das Experiment sei „ein positives Feedback für unsere Sicherheitsbehörden". International würden Umfragen zeigen, dass sich zwei Drittel der Menschen mehr Polizeipräsenz wünschten. Die Ängste vor Kriminalität müsse man ernst nehmen. Als Negativbeispiel nannte er eine US-Studie mit ähnlichen Ergebnissen, nach denen die Verantwortlichen in Kansas City entschieden hätten, Personal bei der Polizei einzusparen. Dies habe keinen positiven Effekt gehabt.

Dass eine verstärkte Polizeipräsenz das Unsicherheitsgefühl der Anwohner erhöhen kann, ist für Pfeiffer nicht überraschend: „Es scheint die Meinung vorzuherrschen: Wo Polizei ist, da passiert auch was." Wie Oberbürgermeister Sven Schoeller (Grüne) kündigte er weitere Untersuchungen an, denn, so Pfeiffer: „Die Ergebnisse aus Kassel haben Tragweite für das ganze Land." (Matthias Lohr)

Ein andere Studie zeigt: Mehr Kinder in Kassel haben Sprachauffälligkeiten und Übergewicht.

< Back to 68k.news DE front page