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Schulbarometer: Viele Lehrkräfte sehen Gewalt an ihrer Schule

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Stand: 24.04.2024 11:26 Uhr

Gewalt, Lehrkräftemangel und marode Schulen: Lehrer in Deutschland sind mit vielen Problemen konfrontiert. Trotzdem ist die Mehrheit laut einer Umfrage zufrieden mit ihrem Job.

Fast jede zweite Lehrkraft in Deutschland sieht an der eigenen Schule psychische oder physische Gewalt unter Schülerinnen und Schülern. Das geht aus einer Umfrage der Robert Bosch Stiftung hervor. Demnach gaben 47 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer an, dass es diese Probleme an ihrer Schule gebe.

Besonders betroffen seien Schulen in sozial benachteiligter Lage. Darunter litten wiederum auch die Lehrerinnen und Lehrer: 36 Prozent gaben an, mehrmals pro Woche "emotional erschöpft" zu sein. 27 Prozent würden gerne kündigen.

Was ist das Schulbarometer?

Für die aktuelle Ausgabe des Deutschen Schulbarometers wurden zwischen dem 13. November und 3. Dezember vergangenen Jahres 1608 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt. Die Robert Bosch Stiftung lässt die repräsentative Befragung seit 2019 durchführen.

Herausforderung Inklusion

Lehrkräfte sehen das Verhalten von Schülerinnen und Schülern als größte Herausforderung. Das sagten 35 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer. Am zweithäufigsten (33 Prozent) nannten sie den Umgang mit Klassen, in denen es Unterschiede zwischen den Schülerinnen und Schülern gibt. Gemeint sind damit Klassen, in denen Schülerinnen und Schüler unterschiedlich weit in ihrer Lernentwicklung sind, unterschiedliche kulturelle und familiäre Hintergründe haben und teilweise auch besonders gefördert werden müssen.

Weniger als die Hälfte der Lehrkräfte sehen inklusive Beschulung als Gewinn. 77 Prozent der Befragten glauben außerdem, dass die Kinder in einem inklusiven Unterricht nicht die spezielle Unterstützung erhalten, die sie benötigen.

"Massiver Personalmangel"

Bei der Frage, was an den Schulen am dringendsten getan werden müsse, sahen 41 Prozent Handlungsbedarf beim Personalmangel. Dagmar Wolf von der Robert Bosch Stiftung wertete die Ergebnisse der Umfrage als Momentaufnahme eines kranken Systems: Lehrerinnen und Lehrer müssten seit Langem die Folgen des "massiven Personalmangels" ausgleichen. Dazu kämen immer neue Belastungen. Um Lehrkräfte in Zukunft an den Schulen zu halten, werde das berufliche Wohlbefinden enorm wichtig sein. So werde der Beruf für junge Menschen wieder attraktiver.

Auch die maroden Schulgebäude beschäftigen die Lehrerinnen und Lehrer: 35 Prozent der Befragten glauben, dass mehr Geld für die Sanierung und Renovierung ausgegeben werden sollte.

Bildungsministerin Stark-Watzinger: Alarmierende Ergebnisse

Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nannte die Ergebnisse alarmierend. Der Bericht mache deutlich, wie groß mittlerweile der Handlungsdruck in der Bildung sei, sagte sie den Tageszeitungen der Funke Mediengruppe.

Mit Blick auf die Umfrage sagte die Vorsitzende des Philologenverbandes Susanne Lin-Klitzing, dem Tagesspiegel: "Es ist erschütternd, dass so viele Lehrkräfte im Alltag verschiedene Formen von Gewalt erleben müssen." Das wachsende Ausmaß von Gewalt an Schulen, der Lehrkräftemangel und der marode Zustand vieler Schulen führten zu zusätzlichem Stress für alle. Deshalb müsse in die Schulen investiert werden.

Viele Lehrkräfte grundsätzlich zufrieden

Ganz grundsätzlich zeigt die Umfrage aber auch: Die Mehrheit (75 Prozent) der Lehrkräfte ist zufrieden mit ihrem Beruf und ihrer Schule. Und fast alle Lehrer sind überzeugt, dass sich die Schülerinnen und Schüler bei ihnen an der Schule wohlfühlen: das glauben 92 Prozent.

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