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Jeder zweite Lehrer beobachtet Gewalt an Schulen

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Deutsches Schulbarometer:Jeder zweite Lehrer sieht Gewalt bei Schülern

Fast jede zweite Lehrkraft sieht an ihrer Schule ein Problem mit Gewalt. Das zeigt das aktuelle Deutsche Schulbarometer. Die Bildungsministerin nennt die Ergebnisse alarmierend.

Gewalt an Schulen - die Robert-Bosch-Stiftung sieht in den Umfrage-Ergebnissen "die Momentaufnahme eines kranken Systems". (Symbolbild)

Quelle: Imago

Fast jede zweite Lehrkraft in Deutschland sieht an der eigenen Schule psychische oder physische Gewalt unter Schülerinnen und Schülern in problematischem Ausmaß. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage der Robert-Bosch-Stiftung hervor. Danach gaben 47 Prozent der befragten Lehrerinnen und Lehrer an, dass es diese Probleme an ihrer Schule gebe.

Die Studie zeigt laut Stiftung, dass Gewalt an der eigenen Schule auch das Burnout- und Stressrisiko von Lehrern deutlich erhöht. So gab mit 36 Prozent mehr als ein Drittel der Befragten an, sich mehrmals pro Woche emotional erschöpft zu fühlen. Das gelte vor allem für jüngere und weibliche Lehrkräfte sowie für Grundschullehrerinnen und -lehrer.

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Als größte Herausforderung in ihrer beruflichen Tätigkeit sehen Lehrkräfte das Verhalten von Schülerinnen und Schülern. Das sagten bei der Umfrage 35 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer. Am zweithäufigsten (33 Prozent) nannten sie den Umgang mit heterogenen Klassen. Gemeint sind damit Klassen, in denen die Kinder und Jugendlichen individuelle Lernbiografien, unterschiedliche kulturelle und familiäre Hintergründe und unter Umständen auch besondere Förderbedarfe haben.

Personalmangel und marode Schulgebäude

Bei der Frage, was an den Schulen am dringendsten getan werden müsse, sahen 41 Prozent Handlungsbedarf beim Personalmangel. Dagmar Wolf von der Robert-Bosch-Stiftung wertete die Ergebnisse der Umfrage als Momentaufnahme eines kranken Systems.

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Lehrerinnen und Lehrer müssten seit Langem die Folgen des "massiven Personalmangels" ausgleichen und immer neue Belastungen bewältigen. Gleichzeitig werde das berufliche Wohlbefinden in Zukunft enorm wichtig sein, um Lehrkräfte an den Schulen zu halten und den Beruf für junge Menschen wieder attraktiver zu machen.

Dringenden Handlungsbedarf sieht gut ein Drittel auch bei maroden Schulgebäuden: 35 Prozent der befragten Lehrkräfte hielten Investitionen in die Sanierung und Renovierung für notwendig. Der Bedarf ist laut Robert-Bosch-Stiftung in allen Regionen und sozialen Lagen in etwa gleich hoch.

Für die aktuelle Ausgabe des Deutschen Schulbarometers wurden zwischen dem 13. November und 3. Dezember vergangenen Jahres 1.608 Lehrkräfte an allgemein- und berufsbildenden Schulen in Deutschland vom Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt. Es handelt sich um eine repräsentative Befragung zur aktuellen Situation der Schulen in Deutschland. Die Robert-Bosch-Stiftung lässt sie seit 2019 regelmäßig durchführen.

Stark-Watzinger nennt Studienergebnisse alarmierend

Ganz grundsätzlich zeigt die Umfrage aber auch: Obwohl die Mehrheit (75 Prozent) der Lehrerinnen und Lehrer der Umfrage zufolge zufrieden mit ihrem Beruf und ihren Schulen ist, würden 27 Prozent den Beruf wechseln, wenn sie könnten.

Mit Blick auf die Umfrage sagte die Vorsitzende des Philologenverbandes Susanne Lin-Klitzing, dem Berliner "Tagesspiegel":

Es ist erschütternd, dass so viele Lehrkräfte im Alltag verschiedene Formen von Gewalt erleben müssen.

Susanne Lin-Klitzing, Vorsitzende des Philologenverbands

Das wachsende Ausmaß von Gewalt an Schulen, der Lehrkräftemangel und der marode Zustand vieler Schulen führten zu zusätzlichem Stress für alle. Deshalb müsse in die Schulen investiert werden.

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Auch Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) nannte die Ergebnisse alarmierend. Es mache deutlich, wie groß mittlerweile der Handlungsdruck in der Bildung sei, sagte sie den Funke-Medien.

Quelle: dpa, AFP

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