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Finalserie in der DEL: Wache Eisbären, müde Pinguine

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Zu später Stunde war bei den Eisbären Berlin am Dienstag etwas Slapstick angesagt. Die Stimmung war gelöst nach dem am Ende recht lockeren 4:1 im vierten Finalspiel gegen die Fischtown Pinguins aus Bremerhaven. Der dreifache Torschütze Ty Ronning sagte sogar, wohl etwas euphorisiert, dass ja jetzt nur noch ein Spiel für sein Team anstehe. Der Kanadier ruderte auf Nachfrage aber flink zurück. „Also nur noch ein Spiel, das wir gewinnen müssen" - um Meister zu werden, denn in der nach dem Modus „Best of Seven" gespielten Finalserie gegen die Norddeutschen haben die Berliner nun am Freitag auswärts den ersten Matchball.

Als Leo Pföderl danach gefragt wurde, ob es nun nach Ronnings Galavorstellung in der ersten Sturmreihe für den verletzten Marcel Noebels schwer werden würde, sich nach der Genesung wieder den angestammten Platz vom für ihn aufgerückten Ronning zurückzuerobern, brach Pföderl in schallendes Gelächter aus. Keine Frage, die Eisbären wissen schon, wer in spielerischer Hinsicht ihr Anführer auf dem Eis ist.

Kurz vor Pföderls Lachattacke war Nobels mit einem „Servus" auf den Lippen erstaunlich flott Richtung Ausgang der Arena in Friedrichshain marschiert. Zwei Möglichkeiten gibt es: Entweder geht es seinem lädierten Knie, das ihn schon zu zwei Spielen Pause gezwungen hat, nicht so schlecht oder Noebels floh vor den Fragen nach seinem Gesundheitszustand.

Fakt ist, die Eisbären sind derart breit ersetzt, dass sie die Ausfälle Einzelner kompensieren können. Spieler wie Ronning oder Pföderl (schon 14 Punkte in den Play-offs) können dann eben noch mal mehr aufdrehen und nicht nur das: Ein Ronning in der ersten Sturmreihe und als Torschütze im Powerplay (zwei seiner drei Tore fielen in Überzahl) ist auch ein für den Gegner nicht kalkulierbarer Zug. Das war schon in Spiel drei so, als er am Sonntag beim 2:1 in Bremerhaven für die Eisbären traf. Die Berliner hatten die Möglichkeit, auch im achten Saisonspiel gegen Bremerhaven den Gegner noch zu überraschen. Der Erste der Hauptrunde kann so etwas wiederum nicht, da seine Personaldecke zu dünn ist. Das ist der Unterschied in einer guten Finalserie.

Dass die Serie so einen Verlauf nehmen würde, ist nicht überraschend

Erstaunlich war allerdings, dass der in seiner Bremerhavener Zeit nicht so sehr auf deutsche Spieler setzende Trainer Thomas Popiesch seinem starken Verteidiger Lukas Kälble, nächste Saison in Mannheim, am meisten von all seinen Spielern aufs Eis warf (über 24 Spielminuten). Es geschehen eben noch kleine Wunder, auch in Bremerhaven. Allerdings wohl nicht auf der Spielfläche.

Die Pinguine wirkten am Dienstag im letzten Drittel ausgebrannt, das die Eisbären dann recht locker 3:0 gewannen. Mit mehr oder weniger 15 Feldspielern hatte Popiesch im zweiten Drittel versucht, den Gegner aus Berlin zu bezwingen. So etwas geht dann am Ende nicht gut, wenn man dabei nur ein Tor schießt und der Gegner mit vier Sturmreihen durchpowert.

Dass die Serie so einen Verlauf nehmen würde, ist sicher nicht überraschend. Erstaunlich aber ist, dass man immer das Gefühl hat, dass die Eisbären nicht mal durchweg ihr Potenzial ausreizen müssen, um sich durchsetzen zu können. Das läuft schon in den gesamten Play-offs so. Auch im Finalspiel leisteten sie sich nun im zweiten Drittel wieder eine kleine Auszeit.

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Meistertitel haben die Eisbären seit 2005 gewonnen, am Freitag könnte es der zehnte werden.

Es ist vielleicht auch so, dass der Weg zum zehnten Meistertitel in dieser Saison für die Eisbären von Anfang an frei war. Sie haben die personell am besten besetzte Mannschaft, waren trotz einer verkorksten Vorsaison ein Favorit auf den Titel. Und als sich die vermuteten Größen aus München, Mannheim oder Köln dann mehr selbst als aufgrund gegnerischer Einwirkung aus dem Wettbewerb kegelten, überzeugten die Eisbären mit entschlossener Konstanz.

Einzig absurd ist nun, dass die Berliner den Titel am Freitag womöglich im schönen Bremerhaven feiern werden, weil die Fischtown Pinguins als Erster der Hauptrunde in Spiel fünf eben Heimrecht haben. Platz eins hatten die Eisbären ja am letzten Spieltag verdaddelt - mit einer Heimniederlage gegen Bremerhaven. Es ist jetzt völlig egal, die Pinguine werden am Ende verdient Vizemeister und der Titel wird nach Berlin gehen.  

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