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Netflix-Serie „Dead Boy Detectives" startet: Nach dem Comic von Neil Gaiman

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Tod und Teufel: In „Dead Boy Detectives", einer Fernsehadaption von Comicfiguren des Autors Neil Gaiman, kämpfen zwei junge Untote gegen Dämonen, Hexen und Höllenwesen und lösen als Geisterdetektive ungelöste Fälle. Das skurrilste Phänomen indes, mit dem sie es zu tun haben, ist die Bürokratie der Unterwelt - das Department of Lost and Found unter Leitung der Nachtschwester (Ruth Connell), die nicht korrekt verbuchte Seelen - wie unsere Titelhelden - einzufangen und ins Nachleben zu befördern gedenkt.

Aber Edwin (George Rexstrew), gewaltsam zu Tode gekommen 1916, und Charles (Jayden Revri), 1989 unter mysteriösen Umständen gestorben, haben ein gewisses Geschick darin entwickelt, dem Tod (Kirby Howell-Baptiste als Sensenfrau) auszuweichen. Sie haben nämlich mit dem Nachleben schlechte Erfahrungen gemacht: Edwin musste aufgrund eines „technischen Missgeschicks" mehr als sieben Jahrzehnte buchstäblich durch die Hölle gehen, bevor er entkommen konnte. Und Charles ist mit Edwin, der ihn nach seinem Ableben auflas, derart dicke, dass er „mit niemand anderem lieber tot sein möchte", wie er bekennt.

Eines der einflussreichsten Comics aller Zeiten

Neil Gaiman, ein Lehrling von Alan Moore („Watchmen", „V for Vendetta"), zeichnete die beiden Figuren zuerst in seinem Comic „The Sandman", das es in den späten Achtzigerjahren auf die Bestsellerliste der „New York Times" schaffte und noch immer als eines der einflussreichsten Comics aller Zeiten gilt. Gaiman zählt zu den Meistern einer düsteren, vielschichtigen und oft mit Horror- und mythologischen Elementen durchsetzten Literatur. Er machte sich mit Werken wie „The Sandman" und „American Gods" einen Namen und schuf neben der ebenfalls kürzlich fürs Fernsehen adaptierten Komödie „Good Omens" mit „Coraline" ein vielfach ausgezeichnetes dunkles Märchen.

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Die „Dead Boy Detectives" wurden 2014 von Toby Litt und Mark Buckingham zu einer eigenen Comicserie ausgebaut. Die Fernsehadaption verwandelt diese, eher schwermütig gestimmte Vorlage in eine überraschend heitere Horrorserie, die von schrägen Figuren bevölkert ist, mit einer erstaunlichen Vielzahl von opulenten Sets (und sprechenden Katzen) aufwartet und von ihren Akteuren mit großer Spielfreude zum Leben erweckt wird.

Edwin ist das Hirn des Duos, er spricht mehrere tote Sprachen und geht die Dinge mit einer bisweilen pedantischen Systematik an. Charles ist ein fröhlicher Draufgänger, der ein Auge auf die vom Leben überforderte Hellseherin Crystal (Kassius Nelson) geworfen hat. Ihr haben die Dead Boys soeben einen dämonischen Ex (David Iacono) ausgetrieben, und Charles möchte sie, sehr zum Unwillen von Edwin, gern „behalten" - sprich, sie zur Mitarbeiterin ihrer Detektei machen, weil sie immerhin zwischen den Toten und den Lebenden vermitteln (und moderne Geräte wie Computer und Handys bedienen) kann. Crystal indes ringt mit ihren eigenen Problemen im Leben, darunter ein nervtötender Erinnerungsverlust, ihre seltsame Vermieterin Jenny the Butcher (Briana Cuoco) und der erwähnte Ex.

Es gibt in „Dead Boy Detectives" eine Menge Zauberkram - darunter ein bodenloser Rucksack, magische Sprüche, Spiegelportale und ein geheimnisvoller Kricketschläger -, aber nichts wird hier allzu ernst genommen, und dass sich die Serie einige amüsante erotische Untertöne leistet, steht ihr gut. Man könnte Anstoß nehmen an visuellen Effekten, die manchmal erheblich zu wünschen übrig lassen, aber angesichts des Tempos und Witzes der Inszenierung lässt sich darüber leicht hinwegsehen. Man könnte bemängeln, dass sich der Serienschöpfer Steven Yockey mit den Originalfiguren einige Freiheiten genommen hat. Doch es ist kein Verlust, dass hier anders als im Comic von Litt und Buckingham der versnobte Edwin und nicht der Schwerenöter Charles den Ton angibt. Und die Verwandlung von Crystals Zimmergenossin Hana aus dem Comic in die ätherisch verpeilte (und von einem Fluch befallene) Niko (Yuyu Kitamura) aus der Nebenwohnung ist ein gelungenes Upgrade. „Ich spreche mit meinen heimlichen Freunden", erklärt Crystal in einer Szene der erstaunten Niko. „Du kannst sie nicht sehen, aber sie wollen dir helfen." Niko entgegnet fröhlich: „Ah, bist du geisteskrank?"

Unter allem lauert der düstere Horror nicht nur von Dämonen und Hexen (ein Highlight ist der beschwipste Auftritt von Jenn Lyon als Esther), sondern sadistischen Wesen und ungesühnten Gräueltaten, gegen die die Dead Boys nicht zuletzt in eigener Sache zu Felde ziehen. Das ist gruselig, spannend und macht Heidenspaß.

Dead Boy Detectives startet heute bei Netflix.

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