Original source (on modern site)
Vor fast 65 Jahren wurde auf einer niederländischen Weide ein riesiges Erdgasvorkommen entdeckt. Die Förderung verursachte unzählige Erdbeben - jetzt endet sie.
Aktualisiert am 19. April 2024, 17:31 Uhr
Quelle: ZEIT ONLINE,
dpa,
ak
Die Niederlande beenden die Förderung von Erdgas in Groningen. Staatssekretär
Hans Vijlbrief unterzeichnete im Dorf Kolham im Norden des Landes
das entsprechende Gesetz. Vor fast 65 Jahren war dort auf einer Weide ein riesiges Erdgasvorkommen entdeckt worden, das die Niederlande nach
Norwegen zum größten Erdgasproduzenten Europas machte.
Bürger in Groningen und Politiker sehen in dem Stopp der Gasförderung einen historischen Moment. Die
Förderung von Gas in der Region nahe Niedersachsen hatte dem Staat und den
beteiligten Ölkonzernen Milliardengewinne eingebracht. Für die Bevölkerung waren damit Schäden durch zahlreiche Erdbeben verbunden.
In dem Feld befinden sich schätzungsweise noch 450 Milliarden Kubikmeter
Erdgas. Das entspricht in etwa dem Gasverbrauch des Landes von zehn Jahren. Doch nun sollen alle Anlagen demontiert und die Schächte
mit Beton gefüllt werden. Damit ist die Wiederaufnahme der Förderung auch in Notfällen, etwa bei Engpässen, nicht mehr möglich.
In 60 Jahren wurden in Groningen mehr als 2.300 Milliarden Kubikmeter
gefördert, davon etwa die Hälfte für den Export - auch nach Deutschland. Der
Staat verdiente damit mehr als 360 Milliarden Euro, die beteiligten
Ölgesellschaften Shell und ExxonMobil rund 66 Milliarden Euro.
Doch die Produktion führte zu rund 1.600 Erdbeben, bei denen Zehntausende Gebäude
schwer beschädigt wurden. Rund 100.000 Menschen waren betroffen. Eine parlamentarische Untersuchungskommission
stellte vor einem Jahr fest, dass der Staat und die Ölkonzerne Shell und ExxonMobil
die Sicherheit der Bürger systematisch missachtet haben. Regierung und Ölkonzerne räumten Fehler ein.
Bereits 2018 hatte die Regierung angekündigt, die
Gasproduktion zu beenden. Wegen der Energiekrise als Folge des Krieges
in der Ukraine war die Produktion jedoch verlängert worden.
Milliardengewinne für Staat, Shell und ExxonMobil