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Der bisherige Eigentümer, die insolvente Signa Prime Selection, und die Gruppe haben sich auf den kompletten Erwerb des Gebäudes geeinigt. Berlins Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) benannte nach der Bekanntgabe des Deals den Kaufpreis mit rund einer Milliarde Euro.
Sven Prüfer
Die thailändische Unternehmensgruppe zählt unter Handelsexperten auch zu den Kandidaten für die vollständige Übernahme der KaDeWe Group, also des tatsächlichen Warenhausgeschäfts in der renommierten Immobilie in der Tauentzienstraße. Bisher hält Central daran 50,1 Prozent, 49,9 Prozent gehören zur in Schieflage geratenen Signa-Gruppe des österreichischen Geschäftsmannes René Benko. Die Central Group bleibt laut einer Mitteilung „in Gesprächen mit dem Management der KaDeWe Group und den Gläubigern und ist zuversichtlich, sich als neuer Eigentümer der Berliner Immobilie über den Erwerb weiterer Vermögenswerte zu einigen und damit einen geordneten Ausstieg aus dem Insolvenzverfahren einzuleiten". Die Objektgesellschaft des Gebäudes gehört im Übrigen zu den nicht insolventen Teilen des Signa-Imperiums. Die deutschen und italienischen Liegenschaften werden formell nicht von Norbert Abel verwaltet, Sanierungsverwalter der Wiener Prime-Selection. Ausschlaggebend sollen steuerrechtliche Gründe sein, so übereinstimmende österreichische und deutsche Pressestimmen. Abel soll den Berichten zufolge aber über Zustimmungsrechte und offene Forderungen der Prime Selection die Kontrolle behalten haben und gilt folglich quer durch das Dickicht der Zwischenebenen des Immobilienreichs als Ansprechpartner für Kaufinteressenten. Den Konkurs der Prime Selection hatte im März ein Votum der Gläubigerversammlung in Wien vermieden. Mehr als 400 Stimmberechtigte nahmen den Sanierungsplan an, der eine Quote von 32 Prozent vorsehen soll. Abel hat mit dem erteilten Treuhandmandat den Auftrag erhalten, die verbliebenen Immobilien nun Zug um Zug verkaufen. Bei allen Transaktionen sind immer auch die Gläubiger im Hintergrund eingebunden. Nach JUVE-Informationen gehören dazu die Bayerische Versorgungskammer (BVK) und die Bayern LB. Die BVK verwaltet die Vermögen zahlreicher Berufsversorgungswerke, etwa der bayerischen Ärzte, Apotheker, Rechtsanwälte und Steuerberater. Der Kammer wird in einem Medienbericht ein Kreditengagement allein beim KaDeWe von rund 450 Millionen Euro nachgesagt. Der Bayern LB schreiben Presseberichte ebenfalls ein dreistelliges Millionen-Engagement am Signa-Imperium zu.
Norbert Abel
Das ‚Kaufhaus des Westens' ist deutlich älter als der Kalte Krieg, nach dem sein Name klingt. Es wurde am 27. März 1907 eröffnet - in einer damals großbürgerlichen Wohngegend abseits der Einkaufsmeile am Potsdamer Platz. 1927 verkaufte Gründer Adolf Jandorf an die jüdische Kaufmannsfamilie Hermann Tietz. In der Nazi-Zeit wurden die Eigentümer aus der Geschäftsleitung verdrängt, aus dem Namen der Kaufmannsfamilie entstand ‚Hertie'. Das KaDeWe verfügt über 60.000 Quadratmeter Einkaufsfläche mitten in der Hauptstadt - das entspricht etwa acht Fußballfeldern mit hochwertigen Kleidern, Schuhen, Handtaschen und Feinkost. Neben Freunden von Luxuswaren machen sich täglich auch Tausende Touristen auf den Weg in das renommierte Gebäude. Zuletzt wurde das Kaufhaus von 2016 an jahrelang für viele Millionen Euro umgebaut. Berater Central Group Sanierungsverwalter/Treuhänder Signa Prime Selection Berater Bayerische Versorgungskammer
Matthias Tresselt
Berater Bayern LB Hintergrund: Nach Marktinformationen vertritt Allen & Overy die Interessen der Central Group bei deren deutschen Investments. Die Einheit soll mit Partner Prüfer auch beim Immobilien-Deal aufseiten der thailändischen KaDeWe-Mehrheitseigner aufgetreten sein. Für die Fusionskontrolle hat Central Group nach JUVE-Informationen wieder ein Team von Clifford Chance mandatiert. Das Team um Schütze war bereits involviert, als sich die Central Group 2015 an der Holdinggesellschaft der Luxuskaufhäuser beteiligte.
Andreas Naujoks
Sanierungsverwalter und Treuhänder Norbert Abel zählt in Wien zu den anerkannten Insolvenzspezialisten mit langjähriger Erfahrung. Der Prime Selection wurden eingangs des Sanierungsprozesses 54 Immobilien und 369 direkte und indirekte Beteiligungen zugeordnet, darunter in Wien das in Bau befindliche Kaufhaus und Hotel Lamarr. Zu den Beteiligungen gehört auch ein Anteil an der Selfridges Group. Dort hält die Central Group seit November die Mehrheit und gilt ebenfalls als potenzielle Interessentin für eine Gesamtübernahme. Noerr wahrt im Verfahren der KaDeWe-Group die Interessen der BVK. Sie begleitet die BVK langjährig bei Finanzierungen, Naujoks beriet die Kammer schon vor mehr als einem Jahrzehnt zur Refinanzierung des Frankfurter Tower 185. Nach JUVE-Informationen hat die Landesbank Bayern Gleiss Lutz mandatiert. (mit Material von dpa)Sanierungsplan mit Quote von 32 Prozent
Bayern als großer Kreditgeber
KaDeWe seit 1907 in Berlin
1943 stürzte ein amerikanisches Flugzeug ins KaDeWe, das Gebäude lag in Trümmern. 1950 kam der Neuanfang, in der Adenauer-Ära wurde das Warenhaus zum Sinnbild für Konsum und Kaufkraft. Acht Fußballfelder Luxus
Allen & Overy (Frankfurt): Dr. Sven Prüfer (Federführung; Corporate/M&A) - aus dem Markt bekannt
Clifford Chance (Düsseldorf): Dr. Joachim Schütze; Associates: Johannes Lüer, Arne Gayk (alle Kartellrecht) - aus dem Markt bekannt
Abel Rechtsanwälte (Wien): Norbert Abel (Federführung; Insolvenzrecht) - aus dem Markt bekannt
Noerr (Frankfurt): Andreas Naujoks (Federführung), Dr. Dorian Legel (beide Bank- und Finanzrecht) - aus dem Markt bekannt
Gleiss Lutz (Frankfurt): Dr. Burkhard Jäkel (Bank- und Finanzrecht), Dr. Matthias Tresselt (Corporate/M&A; Stuttgart; beide Federführung) - aus dem Markt bekanntBayerische Gläubiger mit Frankfurter Anwälten