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Unternehmen kürzen Investitionsvorhaben in Deutschland

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Unternehmen investieren mit Vorliebe in den USA oder in Frankreich; in Deutschland werden Investitionsvorhaben nach unten korrigiert. Immer mehr Investoren meiden den Standort Deutschland. - Baugenehmigungen brechen erneut ein; und die Sachsen-SPD fordert den Mindestlohn von 15 Euro.

picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Jens Kalaene

Symbolbild

Bekanntlich führen Investitionen zur Belebung der Konjunktur und bewirken Wirtschaftswachstum. Bei der Durchführung von Investitionen entsteht zunächst zusätzliches Einkommen, das als zusätzliche Nachfrage am Markt wirksam wird (Einkommenseffekt). Zugleich führen Investitionen dazu, die Produktivität eines Unternehmens zu verbessern und letztlich seine Gewinnmargen zu steigern. Im Umkehrschluss: Ohne Investitionen gibt es weniger Wachstum.

Fakt ist derzeit: Die Unternehmen in Deutschland haben ihre Investitionsvorhaben für das laufende Jahr nach unten korrigiert. Das geht aus den aktuellen Konjunkturumfragen des Ifo-Instituts hervor.

Weniger Investitionen in energieintensiven Firmen

Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe haben ihre Investitionsvorhaben am deutlichsten gekürzt. Dort fielen die Investitionserwartungen von 6,6 Punkten im November auf 1,4 Punkte im März. „Vor allem in den energieintensiven Branchen ist der Anteil der Unternehmen, der seine Investitionen senken will, höher als der Anteil, der eine Ausweitung plant", so Lara Zarges vom Ifo-Institut. Der Indikator ist hier von +3,7 Punkten im November auf -3,1 Punkte im März gefallen. Deutlich gefallen sind die Erwartungen in der Chemie, von 16,4 Punkten auf 3,1 Punkte.

Auch Automobilhersteller kürzen Investitionen

In den nicht-energieintensiven Branchen wollen weiterhin mehr Unternehmen ihre Investitionen ausweiten als kürzen. Allerdings sind auch ihre Investitionserwartungen für das Jahr 2024 von 11,2 Punkten im November auf 4,7 Punkte im März gefallen. Dahinter verbirgt sich eine auffallend starke Korrektur bei den Automobilherstellern. Sie haben ihre Investitionserwartungen für das Jahr 2024 von 34,0 Punkten im November auf nur noch 1,3 Punkte im März gesenkt. „Unter anderem von den Maschinenbauern kommt hingegen ein kleiner Lichtblick", so Zarges.

Der Handel ist pessimistisch

Im Handel bleiben die Unternehmen für das Jahr 2024 am pessimistischsten. Auch wenn ihre Investitionserwartungen von -14,6 Punkten auf -13,3 Punkte gestiegen sind, wollen die Unternehmen per saldo ihre Investitionen zurückfahren. Die Dienstleister haben ihre Vorhaben für das laufende Jahr etwas erhöht. Die Investitionserwartungen stiegen von 2,3 Punkten auf 2,5 Punkte.

Die Punkte bei den Investitionserwartungen geben an, wie viel Prozent der Unternehmen per saldo ihre Investitionen ausweiten wollen. Der Saldo ergibt sich, indem man vom prozentualen Anteil der Unternehmen, die ihre Investitionen ausweiten wollen, den prozentualen Anteil derer abzieht, die ihre Investitionen senken wollen. Wenn alle befragten Unternehmen beabsichtigten, ihre Investitionen auszuweiten, läge der Saldo bei +100 Punkten. Würden alle ihre Investitionen senken wollen, läge er bei -100 Punkten. Nach der Höhe der geplanten Investitionen wird nicht gefragt.

Direktinvestitionen in den USA

Dagegen investieren deutsche Unternehmen sehr gern in den USA. Jedenfalls sind Zahlen für das Jahr 2022 bekannt. Im Januar 2022 betrug der Kapitalbestand deutscher Direktinvestitionen (FDI) in den USA rund 431,5 Milliarden US-Dollar. Im Vergleich zum Vorjahr 2021 erhöhte sich der Kapitalbestand um etwa 26,2 Milliarden US-Dollar. Die deutschen Direktinvestitionen in den USA werden größtenteils in das Verarbeitende Gewerbe in den USA investiert, heißt es beim Statistischen Bundesamt. In den Folgejahren dürfte es ähnlich aussehen.

Auch beispielsweise in Frankreich investieren deutsche Unternehmen mit Vorliebe. Nach den USA bleibt Deutschland der zweitwichtigste und größte europäische Investor in dem Nachbarland. „Der Trend setzt sich fort. Wie im Jahr 2022 ist Deutschland mit Abstand der größte europäische Investor in Frankreich", sagte der Hauptgeschäftsführer der Deutsch-Französischen Industrie- und Handelskammer, Patrick Brandmaier, im März dieses Jahres.

Kapitalabflüsse in Deutschland auf neuem Rekordniveau

Noch nie haben Unternehmen so viel Geld aus Deutschland abgezogen wie im vergangenen Jahr. Dies zeigte eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Die Zahlen alarmieren: Im schlimmsten Fall ist das der Beginn der Deindustrialisierung. Trotz der jüngsten Ansiedlungen Intels oder Wolfspeed meiden offenbar immer mehr Investoren den Standort Deutschland.

Insgesamt gesehen flossen 2022 rund 132 Milliarden Dollar (125 Milliarden Euro) mehr Direktinvestitionen aus Deutschland ab, als im gleichen Zeitraum in die Bunderepublik investiert wurden. Unter 46 Staaten war das der stärkste Abfluss. „Die Zahlen sind als Warnsignal zu verstehen, dass der Standort an Attraktivität verliert: Demografie oder hohe Energiepreise setzen Deutschland zu", sagte IW-Ökonom Christian Rusche. „Viele Probleme sind aber hausgemacht."

Baugenehmigungen brechen ein

Im Februar 2024 wurde in Deutschland der Bau von 18.200 Wohnungen genehmigt. Nach vorläufigen Ergebnissen waren das 18,3 Prozent oder 4.100 Baugenehmigungen weniger als im Februar 2023, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) am Donnerstag mit.

Im Vergleich zum Februar 2022 sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 35,1 Prozent oder 9.900 Wohnungen. In den Ergebnissen sind sowohl die Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Gebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden enthalten.

In neu zu errichtenden Wohngebäuden wurden im Zeitraum Januar bis Februar 2024 insgesamt 28.200 Wohnungen genehmigt. Das waren 24,9 Prozent oder 9.300 Wohnungen weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 35,1 Prozent (-3.300) auf 6.100 zurück. Bei den Zweifamilienhäusern sank die Zahl genehmigter Wohnungen um 15,4 Prozent (-400) auf 2.200. Auch bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich, und zwar um 21,5 Prozent (-5.100) auf 18.600 Wohnungen, so die Statistiker.

Wahlkampf in Sachsen: Mindestlohn von 15 Euro

Indessen fordert die sächsische Sozialministerin Petra Köpping (SPD) eine Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro. Die Erhöhung Anfang 2024 auf 12,41 Euro sei „viel zu niedrig" gewesen, sagte Köpping dem Nachrichtenportal T-Online. Ja, in Sachsen herrscht Wahlkampf, und die SPD liegt Umfragen zufolge bei sechs Prozent. Doch es wird nicht mehr lange dauern, bis die Forderung in der gesamten Republik aufkommt; oder etwa der Anspruch auf eine 4-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich. Nicht gerade zukünftige investitionsfreundliche Rahmenbedingungen.

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