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Lage in Kinderkliniken spitzt sich zu: Großteils „so voll, dass keine Kinder mehr aufgenommen werden können"

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Stand: 02.12.2022, 14:02 Uhr

Von: Christina Denk

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Den Kinderkliniken macht aktuell eine RSV-Infektionswelle zu schaffen. Gleichzeitig spitzen Personal- und Bettenmangel die Lage zu. Kinder müssen bis zu 100 km für ein freies Bett fahren.

Dortmund - „Kinderkliniken überall randvoll!", schreibt Dominik Schneider, Direktor des Klinikums Dortmund auf Twitter. Die Lage auf den Kinderstationen spitzt sich zu. Bereits im letzten Corona-Herbst waren die Kinderkliniken überlastet. Nun erschweren gleich drei Faktoren die Behandlung der Kleinen. Kinder müssen für ein freies Klinikbett teilweise bis zu 100 Kilometer fahren.

Kinderkliniken am Limit: Medizinpräsident stimmt Eltern auf Wartezeiten, Verlegungen oder Absagen ein

„An einem Großteil der Tage sind die Klinken so voll, dass keine Kinder mehr aufgenommen werden können und neue Fälle in andere Kliniken verlegt werden müssen", erklärt Jörg Dötsch, Präsident der Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) gegenüber der Funke Mediengruppe. Eltern sollten sich auf lange Wartezeiten, Verlegungen oder Absagen von verschiebbaren Behandlungen einstellen. Auch Kreiszeitung.de berichtet über die aktuelle Situation.

Kinder werden durch das Land gefahren, um die letzten freien Betten zu nutzen.

Auch Dominik Schneider aus dem Klinikum Dortmund berichtet gegenüber Focus von Anrufen aus entfernten, deutschen Städten. Teilweise kämen diese Anrufe aus dem 100 Kilometer entfernten Bonn. „Kinder werden durch das Land gefahren, um die letzten freien Betten zu nutzen", so der Mediziner. Das zeigt auch das extreme Beispiel eines verletzten Jungen aus Hannover.

Kinderkliniken am Limit: Infektionswelle und Bettenrückgang erschweren Behandlungen

Der Grund für die angespannte Lage liegt einerseits an einer Infektionswelle unter den Kindern. Neben Ansteckungen mit dem Coronavirus sind vor allem Infektionen mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) zu bemerken. Dötsch sieht hier einen „Aufholeffekt" nach den Corona-Schutzmaßnahmen.

Neben der Infektionswelle machen den Krankenhäusern zudem strukturelle Probleme zu schaffen. In den letzten dreißig Jahren, auch mit Einführung des Fallpauschalensystems in Deutschland, ist die Zahl der Kinderkliniken um ein Fünftel und die Zahl der Betten um ein Drittel gesunken. Gleichzeitig sei die Zahl der Kinder, die stationär behandelt werden müssen, um etwa zehn Prozent gestiegen, so Schneider.

Das System steht seit einigen Jahren vor allem in Bezug auf Kinderkliniken immer wieder in der Kritik. Behandlungen von Kindern seien zeit- und personalintensiver und schwer über Fallpauschalen abzurechnen. Karl Lauterbach plant laut dem Spiegel Zuschläge einzuführen.

Kinderkliniken am Limit: Personalmangel erschwert Behandlungen weiter - „Zwickmühle"

Fehlendes Personal mache vor allem die Lage in der Kinderkrankenpflege besonders schwer. Allein in Nordrhein-Westfalen fehlten 1500 Auszubildende, deutschlandweit seien es etwa 3000, so Schneider gegenüber der Zeitung.

„Als Klinikleiter bin ich in der Zwickmühle: entweder Kinder abweisen oder die Pflegeuntergrenzenverordnung unterschreiten", sagt Schneider. Eine Entspannung der Lage, vor allem in Bezug auf die Viruswelle, sei nicht in Sicht, so Jörg Dötsch. „Wir erwarten, dass die Situation noch eine ganze Weile so bleiben wird", so der DGKJ-Präsident. Verwirrung um den Corona-Pflegebonus gab indes in Starnberg. Wegen eines einzigen Falls gingen die Pflegekräfte dort leer aus. (chd/AFP)

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